Bei einer Gelbsucht sind die Haut und das Weiße des Auges gelblich verfärbt, weil die Konzentration von Gallenfarbstoff (Bilirubin) im Blut erhöht ist. Doch wie kommt es dazu? Ist das gefährlich und muss man etwas dagegen tun? In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die Gelbsucht und darüber, wie sie behandelt wird.
Weil die Konzentration von Bilirubin im Blut erhöht ist, sind die Haut, Schleimhäute und das Weiße des Auges gelblich verfärbt. Diese Symptomatik wird als Gelbsucht – oder auch Ikterus – bezeichnet. Bei Bilirubin handelt es sich um eine braun-gelbliche Substanz, die beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin frei wird. Weil das schwer wasserlösliche Abbauprodukt aus dem Körper geführt werden soll, wird es in der Leber an Glucuronsäure gebunden und in sogenanntes „direktes Bilirubin“ umgewandelt. In dieser Form ist es wasserlöslich und kann zusammen mit der Gallenflüssigkeit in den Darm geleitet und größtenteils ausgeschieden werden. Bilirubin ist deshalb für die typische Farbe des Stuhls und teilweise auch des Urins verantwortlich.
Die Ursachen für eine Gelbsucht sind vielfältig, stehen aber in den meisten Fällen mit der Leber oder den Gallenwegen in Zusammenhang.
Bei Erwachsenen kommt es zu einer Gelbsucht, wenn
Angeboren ist eine Gelbsucht, falls der Gallenfarbstoff Bilirubin durch einen Enzymdefekt nicht in ausreichendem Maße umgebaut und ausgeschieden wird. Die als Morbus Meulengracht (auch Gilbert-Syndrom) bezeichnete Stoffwechselstörung ist nicht behandlungsbedürftig.
Die Ursachen einer Neugeborenengelbsucht – auch physiologischer Neugeborenenikterus oder Icterus neonatorum genannt – liegen in einer noch nicht vollständig ausgereiften Leber sowie einem erhöhten Bilirubinwert im Blut. Nach der Geburt baut der Körper des Babys vorhandene rote Blutkörperchen um. Dabei wird deren Farbstoff (Hämoglobin) schrittweise ausgetauscht und es entstehen Abbauprodukte. Dadurch kann die Konzentration des Gallenfarbstoffs Bilirubin erhöht sein. Mit Hilfe der Leber wird dieser in eine wasserlösliche Form umgewandelt, damit er ausgeschieden werden kann. Die kindliche Leber ist jedoch in der Regel noch nicht vollständig ausgereift, sodass sie diese Menge an Bilirubin nicht schnell genug verarbeiten kann. Es kommt zu einem Bilirubinwert, der die Normwerte überschreitet.
Mehr als die Hälfte der Neugeborenen entwickeln einen solchen Neugeborenen-Ikterus. Der Höhepunkt der gelblichen Verfärbung ist meist zwischen dem 3. und 5. Lebenstag erreicht, dann geht sie zurück und klingt normalerweise nach zehn bis 14 Tagen wieder ab. Die Neugeborenen-Gelbsucht ist in der Regel harmlos.
Gelbsucht kann bei Neugeborenen allerdings zu einer Gefahr werden, wenn die Konzentration von Bilirubin im Blut die Marke von 20 Milligramm pro Deziliter erreicht. Weil auch die Blut-Hirn-Schranke der Neugeborenen noch nicht völlig ausgereift ist, lagert sich das Bilirubin dann auch im Gehirn an (Kernikterus) und kann dort bestimmte Areale schädigen. Spätfolgen können geistige Behinderungen oder Einschränkungen wie Taubheit sein.
Abhängig davon, welche Grunderkrankung die Gelbsucht verursacht, kann es zu begleitenden Symptomen kommen. Wenn die Gallengänge beispielsweise so blockiert sind, dass Bilirubin gar nicht mehr in den Darm gelangt und über den Stuhl ausgeschieden werden kann, wird dessen Farbe heller – sogar fast weiß ist möglich. Gleichzeitig versuchen die Nieren, die Ausscheidung des Bilirubins anzukurbeln, sodass der Urin so dunkel werden kann, dass er bisweilen sogar eine braune Farbe annimmt. Die Bilirubin-Ablagerungen in der Haut lösen außerdem einen unangenehmen Juckreiz aus.
Weitere mögliche Begleitsymptome, die je nach Grunderkrankung auftreten können und eine wichtige Rolle für deren Diagnose spielen, sind:
Eine Gelbsucht ist zwar nicht akut lebensbedrohlich, allerdings muss ihre Ursache so schnell wie möglich identifiziert werden. Daher sollten Betroffene bei den ersten sichtbaren Symptomen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Bei einer ausführlichen Anamnese wird er oder sie Vorerkrankungen und Risikofaktoren (zum Beispiel Alkohol- oder Drogenkonsum) abfragen und sich bei einer körperlichen Untersuchung einen Überblick über den allgemeinen Gesundheitszustand verschaffen. Durch sanften Druck auf den Bauchraum wird der Arzt oder die Ärztin eventuelle Knoten, Schwellungen und andere Auffälligkeiten ertasten. Das kann eine vergrößerte Leber oder Milz sein, durch die der Patient oder die Patientin druckempfindlich reagiert.
Die charakteristische Gelbfärbung der Haut und der Augäpfel wird den Arzt oder die Ärztin dazu veranlassen, im Rahmen einer Blutuntersuchung den Spiegel der einzelnen Bilirubin-Verbindungen zu messen und den Grad der Gelbsucht einzuordnen. Bei sichtbaren Symptomen ist von einem Wert von mindestens 2–3 mg Bilirubin pro dl (34–51 Mikromol/l) auszugehen. Im Blut wird er oder sie außerdem die Leber- und Gallenwerte bestimmen. Erhöhte GPT-Werte (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) geben beispielsweise einen Hinweis auf eine Schädigung der Leber, erhöhte CRP-Werte (C-reaktives Protein) deuten generell auf Entzündungen im Körper. Eine Urin- und Stuhluntersuchung gibt Aufschluss über das Ausscheidungsvermögen von Bilirubin über Nieren und Darm.
Aus allen Testergebnissen lässt sich ableiten, an welchen Stellen der Bilirubin-Stoffwechsel ins Stocken geraten ist und was die Gelbsucht ausgelöst hat.
Bis auf lindernde Medikamente gegen den Juckreiz der Haut wird eine Gelbsucht nicht symptomatisch behandelt. Stattdessen steht immer die Behandlung der Ursache im Vordergrund.
Wird die Gelbsucht durch blockierte Gallenwege verursacht, werden diese meist operativ geöffnet. Gallensteine lassen sich heutzutage minimalinvasiv mit speziellen Endoskopen über kleine Zugänge entfernen. Bei anhaltender Erkrankung der Gallenblase wird diese oft operativ entfernt. Auch Tumoren können die Gallenwege blockieren. In diesem Fall muss der Tumor entfernt oder anderweitig behandelt werden.
Bei der hepatischen Gelbsucht steht die Behandlung der Lebererkrankung im Vordergrund. Während eine akute Entzündung der Leber durch einen Virus in 90 Prozent der Fälle von selbst ausheilt und die Gelbsucht ebenso von allein verschwindet, werden chronische Hepatitis-Formen oft medikamentös behandelt. Ist die Leber durch den jahrelangen Missbrauch von Alkohol, Medikamenten oder Drogen geschädigt, hilft nur konsequenter Verzicht.
Bei der hämolytischen Gelbsucht steht die Behandlung der Hämolyse (Auflösung roter Blutkörperchen) im Vordergrund. Zur Therapie der unkomplizierten Malaria beispielsweise sind in Deutschland mehrere Medikamente zugelassen. Davon sind Artemether/Lumefantrin und Dihydroartemisinin/Piperaquin als Medikamente der ersten Wahl anzusehen. Bei einer Hämolyse als Folge eines Schlangengiftes wird ein Gegengift verabreicht.
Eine Gelbsucht bei Neugeborenen wird meist mit einer Fototherapie behandelt: Dazu wird das Kind nackt unter eine spezielle Lampe gelegt und – ausgestattet mit einer lichtundurchlässigen Brille – mit blauem Licht bestrahlt. Das Licht wandelt das kaum wasserlösliche Bilirubin in der Haut des Babys in wasserlösliches Lumirubin um, das direkt mit dem Urin ausgeschieden wird. Der Abbau über die Leber wird so umgangen.
Weil das Baby dafür im Brutkasten liegen und länger im Krankenhaus bleiben muss, arbeiten Forschende bereits an der Entwicklung von Stoffen mit speziellen lichtleitenden Fasern. Diese geben das Licht direkt auf die Haut des Kindes ab, zum Beispiel in eine Decke oder einen Strampelanzug eingewebt. So könnte es in Zukunft möglich sein, Babys mit Neugeborenen-Gelbsucht ganz einfach zu Hause zu behandeln.
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Eine Gelbsucht entsteht, wenn Bilirubin nicht über den Darm und den Urin ausgeschieden wird, sondern sich stattdessen im Blut anreichert. Die gelbbraune Farbe des Bilirubins lässt die Haut und die Augen gelb erscheinen.
Eine Gelbsucht ist nicht akut lebensgefährlich, muss aber untersucht und die Ursache behandelt werden.
Eine Gelbsucht ist heilbar, wenn es gelingt, die zugrunde liegende Ursache zu behandeln.
Während eine unbehandelte Gelbsucht für Neugeborene gefährlich sein kann, geht von dem angehäuften Bilirubin bei Erwachsenen an sich keine direkte Gefahr aus. Allerdings kann die unbehandelte Grunderkrankung gegebenenfalls Komplikationen und Spätfolgen nach sich ziehen.
Eine Gelbsucht sollte zeitnah ärztlich abgeklärt werden, um die Grunderkrankung zu identifizieren.
Eine Gelbsucht ist nicht ansteckend.
Neben einem dunkel gefärbten Urin ist es meist die Gelbfärbung von Haut und Augen, die auf eine Gelbsucht hindeutet.
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