Bei Diabetes mellitus Typ 1 produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin. Der Zucker wird daher nicht in die Körperzellen transportiert, sondern verbleibt im Blut und schädigt darüber langfristig Nerven und Gewebe. Diabetes Typ 1 ist nicht heilbar, doch sehr gut behandelbar.
Bei Diabetes mellitus Typ 1 produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin. Ursache ist meist eine sogenannte Autoimmunerkrankung, bei der sich das eigene Immunsystem fälschlicherweise gegen die gesunden Körperzellen richtet. Bei Typ-1-Diabetes greifen Antikörper des Immunsystems die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse an, die von diesem Zeitpunkt an immer weniger Insulin produzieren. Als Folge wird der Zucker nicht mehr in die Körperzellen transportiert und zur Energiegewinnung herangezogen, sondern verbleibt im Blut und sammelt sich dort. Was diese Autoimmunerkrankung auslöst, ist unklar. Als Risikofaktor gilt eine erbliche Veranlagung. Möglicherweise erhöhen auch andere Ursachen das Erkrankungsrisiko, diese sind jedoch bisher nicht sicher bekannt.
Viel Durst, häufiges Wasserlassen und ungewollter Gewichtsverlust – Diabetes mellitus Typ 1 beginnt oft abrupt und das meist in jüngeren Lebensjahren. Dem Robert Koch-Institut zufolge ist die Neuerkrankungsrate bei den unter 14-Jährigen am höchsten, wobei Jungen häufiger erkranken als Mädchen. 2020 waren in Deutschland etwa 31.500 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren an Diabetes Typ 1 erkrankt. Jährlich kommen etwa 3.700 neue Fälle hinzu. Die Erwachsenen hinzugezählt, sind in Deutschland aktuell rund 372.000 Menschen an Typ-1-Diabetes erkrankt.
Die betroffenen Kinder und Jugendlichen nehmen oft ungewollt an Gewicht ab, weil der Zucker von den Körperzellen nicht mehr zur Energiegewinnung herangezogen werden kann. Stattdessen muss der Körper seinen Bedarf aus Körperfett und Eiweißen decken, deren Speicher dann bald erschöpft sind.
Im Unterschied zu einem Typ-1-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse bei Typ 2 anfangs noch Insulin, aber die Körperzellen sprechen darauf immer weniger an und es bildet sich eine Insulinresistenz. Auch beim Diabetes mellitus Typ 2 gelangt der Zucker deshalb nicht in die Körperzellen, sondern verbleibt im Blut. Irgendwann ist die Bauchspeicheldrüse regelrecht überlastet und schüttet immer weniger Insulin aus. Im Gegensatz zum Diabetes Typ 2, bei dem es verschiedene Ursachen gibt wie familiäre Veranlagung, Lebensstil (Übergewicht und Bewegungsmangel), liegt beim Diabetes Typ 1 eine Autoimmunerkrankung vor. Aus diesem Grund ist auch die Behandlung unterschiedlich: So können sich bei einem beginnenden Diabetes Typ 2 eine Ernährungsumstellung/Diät und Bewegung noch positiv auswirken. Reicht das nicht aus, können Medikamente gegeben werden, die die Insulinproduktion anregen. Beim Diabetes Typ 1 muss immer Insulin zugeführt werden (mit Insulinpen oder Insulinpumpe).
Diabetes mellitus Typ 2 ist mit rund 95 Prozent der Erkrankten die mit großem Abstand häufigere Diabetes-Form. Sie tritt im Gegensatz zum Diabetes Typ 1 vor allem in höherem Alter auf. Ab ungefähr 50 Jahren nimmt die Prävalenz stark zu, um dann im Alter von 75 bis 85 Jahren ihre stärkste Ausprägung zu erlangen. Jedoch erkranken auch immer mehr Kinder und Jugendliche an Diabetes mellitus Typ 2. Insgesamt leiden in Deutschland etwa 8,7 Millionen Menschen an Typ-2-Diabetes.
Ein sogenannter Doppeldiabetes liegt vor, wenn ein Diabetes mellitus Typ 1 zusammen mit einem Diabetes mellitus Typ 2 auftritt. Zum Insulinmangel kommt dann noch eine Insulinresistenz hinzu. Betroffene müssen dann immer mehr Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel zu senken.
Diabetes mellitus Typ 1 ist nicht heilbar, sondern nur behandelbar. Das ist dank der Entdeckung des Insulins vor etwas mehr als 100 Jahren und den immer besseren Behandlungsmöglichkeiten deutlich leichter geworden. Heute können Menschen mit Diabetes Typ 1 deshalb ein nahezu normales Leben führen. Sofern sie langfristig keine Folgeerkrankungen entwickeln, haben sie außerdem die fast gleiche Lebenserwartung wie stoffwechselgesunde Menschen auch. Vor diesem Durchbruch in der Diabetesforschung lag die durchschnittliche Überlebenszeit nach Diagnosestellung bei etwa neun Monaten.
Alles, was Betroffene wissen müssen, um ihren Alltag mit Diabetes mellitus Typ 1 zu meistern, lernen sie im Rahmen einer Diabetes-Schulung. Denn einen Großteil der Behandlung übernehmen sie selbst, kleine Kinder erhalten die Unterstützung ihrer Eltern. Dazu gehört unter anderem, den Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln zu berechnen, regelmäßig den Blutzuckerwert zu messen und sich dann Insulin zu spritzen. Das erfordert viel Aufmerksamkeit und Disziplin, denn kleine Fehler können zu gefährlichen Über- und Unterzuckerungen führen. Doch die Mühe lohnt sich: Ein gutes Diabetes-Management sorgt für mehr Lebensqualität und hilft, kurzfristigen Stoffwechselentgleisungen sowie Langzeitfolgen vorzubeugen.
Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 sind immer auf eine Zufuhr mit Insulin angewiesen. Wie die Therapie gestaltet wird, ist von Patient zu Patient unterschiedlich und wird unter Berücksichtigung der individuellen Lebenssituation zusammen mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin entschieden. Denn heute gibt es zum Beispiel nicht mehr „das Insulin“, sondern eine Vielzahl von Präparaten, die sich vor allem in der Wirkgeschwindigkeit und der Wirkdauer unterscheiden.
Auch die klassische Spritze hat mittlerweile ausgedient. Die meisten Diabetiker oder Diabetikerinnen verwenden heute sogenannte Insulinpens oder Insulinpumpen. Die neueste Generation an Pumpen sind schlauchlose, kleine Plastikscheiben, die direkt auf die Haut – oft am Oberarm – aufgeklebt werden. Sie ermitteln die nötige Insulinmenge selbst und geben sie durch eine feine Nadel automatisch ab.
Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 können prinzipiell das Gleiche essen wie stoffwechselgesunde Menschen auch, aber mit einer vollwertigen Ernährung den Verlauf ihrer Erkrankung positiv beeinflussen. Eine vollwertige Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, reichlich Gemüse und Obst, pflanzlichen Ölen und vielleicht noch magerem Fleisch oder fettem Fisch hilft, den Blutzuckerspiegel gut einzustellen und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Spezielle Diabetiker-Lebensmittel sind schon 2012 aus den Supermarktregalen verschwunden, auch besondere Ernährungsregeln gibt es nicht mehr. Für Diabetiker und Diabetikerinnen gelten heute die gleichen Empfehlungen wie für gesunde Menschen auch, diese hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in den 10 Regeln der DGE oder dem Ernährungskreis zusammengefasst.
Die Ernährung muss jedoch mit der Insulintherapie harmonieren, um Unter- und Überzuckerung zu vermeiden. Bei der konventionellen Insulintherapie spritzen sich Betroffene meist zweimal täglich eine feste Dosis Insulin und richten ihre Mahlzeiten in Zeit und Broteinheiten daran aus. Flexibler ist die Mahlzeitengestaltung bei der intensivierten Insulintherapie, bei der die Betroffenen die Insulinmenge kurzfristig an den Bedarf anpassen. Voraussetzung dafür sind jedoch engmaschige Blutzuckermessungen.
Menschen mit Typ-1-Diabetes, die trotz gutem Diabetes-Management keinen stabilen Blutzucker erreichen, sind auf alternative Behandlungsmöglichkeiten angewiesen. Eine Möglichkeit kann sein, die in der Bauchspeicheldrüse durch die Autoimmunerkrankung geschädigten Betazellen zu ersetzen. Dazu kommt eine Organtransplantation der kompletten Bauchspeicheldrüse eines Spenders oder eine Inselzelltransplantation infrage.
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