Haarausfall ist eine der offensichtlichsten Nebenwirkungen einer Krebstherapie. Außerdem ist er eine der belastendsten, denn er macht die Erkrankung für andere Menschen sichtbar. Lesen Sie hier, welche Möglichkeiten zur Vorbeugung es gibt und wie mit dem eingetretenen Haarverlust umgegangen werden kann.
Bei einer Chemotherapie wird die Vermehrung der Tumorzellen mit bestimmten Medikamenten gehemmt. Dazu greifen diese sogenannten Zytostatika in den Stoffwechsel der Krebszellen ein. Bei einer systemischen Therapie sollen sich die Wirkstoffe im ganzen Körper verteilen, der Krebspatient erhält sie deshalb als Infusion oder Tabletten. Der Vorteil dieser Behandlungsmethode ist, dass sie auch Krebszellen bekämpft, die sich bereits in Form von Metastasen im Körper verteilt haben. Ihr Nachteil ist, dass manche Wirkstoffe dabei nicht zwischen Krebs- und gesunden Körperzellen unterscheiden. Deshalb kann die Medikation auch Zellen mit hoher Teilungsrate schädigen, wie etwa die an den Haarwurzeln befindlichen Zellen. In der Folge fallen die Haare nach und nach aus (Alopezie). Dies betrifft nicht nur die Haare am Kopf, sondern auch Augenbrauen, Wimpern, Barthaare, Achsel-, Körper- und Schambehaarung.
Auch andere Krebstherapien können Spuren an den Haaren hinterlassen. Eine Strahlentherapie schädigt die Haare allerdings nur in dem Bereich, in dem die Strahlen auftreffen. Die Hormonumstellung bei einer antihormonellen Brustkrebstherapie kann ebenfalls zu Haarausfall führen, wobei die Haare in diesem Fall meist nur dünner werden und nicht völlig ausfallen.
Studien, die in der amerikanischen Medizin-Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht wurden, bescheinigen der Kopfhautkühlung insgesamt eine gute Wirksamkeit, den Haarausfall zu reduzieren. Dabei tragen Betroffene während der Zytostatika-Infusion eine spezielle Silikonkappe, in der ein Kühlmittel zirkuliert. Sie kühlt die Kopfhaut auf etwa 15 Grad Celsius herunter und vermindert deren Durchblutung. Die Kältebehandlung über etwa zwei bis drei Stunden mag etwas unangenehm sein, ist aber ungefährlich und verhindert, dass die Zytostatika die Haarfollikel erreichen und dort wirken. Eine Kopfhautkühlung lässt sich deshalb nicht bei Tumoren im Kopfbereich anwenden. Bei allen anderen Krebsarten reduziert sie den Haarverlust in etwa jedem zweiten Fall.
Etwa eine bis vier Wochen nach Therapiebeginn fallen die Haare mehr oder weniger stark aus. Für Betroffene mit langem Haar kann es eine Möglichkeit sein, sich schon vor Beginn der Chemotherapie eine Kurzhaarfrisur schneiden zu lassen. Ausgefallene Büschel aus kürzerem Haar wirken weniger beängstigend als solche aus langem Haar. Andere wagen sogar den Schritt, sich die Haare vorher sogar selbst abzurasieren. Das stärkt das Gefühl der Selbstbestimmtheit und bewahrt davor, die ausgefallenen Haare morgens aus dem Bett, von der Kleidung oder im Bad entfernen zu müssen.
Die Haare wachsen nach, wenn die Zytostatika im Körper abgebaut sind. Die meisten Betroffenen bemerken etwa drei bis sechs Wochen nach der letzten Behandlung zunächst einen weichen Flaum auf ihrer Kopfhaut. Darauf folgt in der Regel etwa ein bis zwei Monate später ein dickerer Haarwuchs. Es ist möglich, dass das neue Haar weicher ist als zuvor und eine andere Farbe hat.
Um den Regenerationsprozess zu beschleunigen, sollten Patientinnen und Patienten auf eine ausgewogene Ernährung achten und mit ihrem Arzt beraten, ob zusätzlich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll ist. Betroffene sollten mit dem neuen Haar zunächst sehr vorsichtig umgehen und es nur mit lauwarmem Wasser und sehr mildem Shampoo waschen. Außerdem ist es sinnvoll, mit größeren Behandlungen wie Haare färben oder Dauerwellen zu warten, bis mindestens sechs Monate vergangen sind und das Haar seinen finalen Charakter entwickelt hat.
Der Haarausfall gehört für viele Krebspatienten und -patientinnen zu den belastendsten Nebenwirkungen einer Krebstherapie. Das hat viel damit zu tun, dass er für andere Personen offensichtlich macht, dass eine Krebserkrankung besteht und sich möglicherweise Mitleid einstellt. Bei anderen Betroffenen leidet das Selbstwertgefühl, weil sie sich ohne Haare vielleicht nicht mehr so attraktiv fühlen wie vorher. Bei Frauen hängt das viel mit dem Verlust des Kopfhaars zusammen, bei Männern auch mit dem von Bart- und Körperhaaren. Doch es gibt einige Möglichkeiten, den Haarausfall optisch zu kaschieren.
Die schnelle und einfachste Lösung, die kahle Kopfhaut zu bedecken, ist das Tragen von
Tücher, Kappen und Co. bedecken zwar die kahle Kopfhaut, kaschieren aber nicht den Haarausfall an sich. Eine andere Möglichkeit ist deshalb, eine Perücke oder ein Haarteil zu tragen. Aus Echthaar geknüpfte Perücken sind zwar teurer als Kunsthaarperücken, lassen sich aber so schneiden wie die frühere Frisur und können gefärbt oder gelockt werden. Doch auch Kunsthaarperücken lassen sich heute kaum noch von echtem Haar unterscheiden. Außerdem sind sie günstiger, in größerer Auswahl zu haben und springen nach dem Waschen wieder in die Ausgangsform zurück. Wer sich für eine Perücke entscheidet, kann sich von der Ärztin oder dem Arzt ein Rezept ausstellen lassen, denn die Krankenkassen übernehmen in der Regel einen Teil der Kosten. Lassen Sie sich außerdem einen guten Zweithaarspezialisten vor Ort empfehlen. Er oder sie wird Ihnen die unterschiedlichen Arten von Perücken erklären.
Auch die ausgefallenen Wimpern und Brauen lassen sich kaschieren. Mit einem Kajalstift, der farblich den eigenen Wimpern entspricht, können Sie zum Beispiel den Wimpernrand und einen Lidstrich ziehen. Das öffnet den Blick und vergrößert das Auge optisch. Mit künstlichen Wimpern aus dem Drogeriemarkt lassen sich mit etwas Übung die eigenen Wimpern nahezu unsichtbar ersetzen. Zeichen Sie den natürlichen Verlauf Ihrer Brauen mit einem Augenbrauenstift nach. Holen Sie sich Tipp und Anregungen aus den zahlreichen Internetvideos, insbesondere, wenn Sie sich vorher nicht selbst geschminkt haben. Manche Kliniken und Selbsthilfegruppen bieten auch spezielle Kurse an.
Weitere Informationen
Unser Kundenservice ruft Sie gerne kostenlos zurück
Rückruf anfordern