Kinder brauchen ein gesundes Selbstbewusstsein in sich und ihre Fähigkeiten. Eltern können viel dazu beitragen – zum Beispiel mit einem ausgewogenen Verhältnis an Lob und Kritik oder durch die Teilnahme an Sport und Kursen.
„Das kann ich nicht“, „Das schaffe ich nicht“ oder „Das wird doch sowieso nichts“ – gelegentliche Zweifel an sich selbst und an den eigenen Leistungen sind völlig normal. Zweifel schützen uns vor Misserfolgen und unüberlegten Handlungen. Doch Selbstzweifel können uns auch ungewollt ausbremsen. Zweifel sollten nie so ausgeprägt sein, dass sie den Alltag erschweren oder einschränken. Denn dann entgeht uns eine ganze Menge an Erfahrungen – positive wie negative. Deshalb brauchen wir ein bestimmtes Maß an Selbstbewusstsein. Selbstbewusste Menschen kennen ihre eigenen Stärken und Schwächen, nehmen sie an und stehen dazu. Das hat überhaupt nichts mit Arroganz zu tun, ganz im Gegenteil: Arrogante Menschen nämlich sind vielmehr permanent damit beschäftigt, ihrem Umfeld ihre Überlegenheit zu demonstrieren und ihre Mitmenschen herabzuwürdigen.
Selbstzweifel können Kinder bereits im Kindergarten quälen. Zum Beispiel, weil sie sich mit anderen vergleichen und viel zu häufig zu dem Ergebnis kommen, schlechter abzuschneiden: beim Malen, beim Singen, beim Schließen von Freundschaften oder bei der Kleidung. Sie verschwenden viel zu viel Energie damit, sich an anderen zu orientieren. Diese Zweifel nehmen sie später mit ins Erwachsenenalter. Selbstbewusste Kinder hingegen wachsen zu selbstbewussten Erwachsenen heran. Sie gehen offener durchs Leben, trauen sich an neue Aufgaben heran und stecken Missgeschicken entspannter weg.
Experten gehen mittlerweile davon aus, dass das Selbstbewusstsein nur zu einem geringen Teil angeboren und vielmehr erworben ist. Es entwickelt sich also aus dem, was Kinder täglich erleben. Eltern können deshalb viel zu einem gesunden Selbstbewusstsein ihrer Kinder beitragen, denn sie zählen zu den frühesten und deshalb wichtigsten externen Faktoren. Sie legen quasi den Grundstein, denn je älter Kinder werden, umso größer wird der Einfluss des Freundeskreises, der Lehrer etc.
Jedes Kind freut sich, wenn es Lob bekommt. Daran merkt es, dass seine Leistungen wahrgenommen und honoriert werden. Trotzdem ist unangemessenes Lob zu jeder Gelegenheit nicht unbedingt hilfreich. Manchmal haben Kinder von konstruktiver Kritik viel mehr. Dabei geht es nicht darum, dem Kind seine Fehler vorzuwerfen. Ermutigen Sie es vielmehr, Dinge vielleicht anders zu machen. Als Erwachsener wird es die Fähigkeit brauchen, konstruktive Kritik anzunehmen und aus Fehlern zu lernen. Nur so lassen sich die eigenen Fähigkeiten verbessern. Ein ausgewogenes Verhältnis von Lob und Kritik ist die Devise!
Treibt Ihr Kind einen Sport, der ihm Spaß macht? Ermutigen Sie es dazu, denn Sport hat viele positive Effekte auf Ihr Kind. Es baut dadurch Muskeln auf, die seinen Körper straffen und ihm helfen, eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen – sogar, wenn es gerade keinen Sport treibt. So strahlt es Selbstbewusstsein aus, das auch von seinem Umfeld wahrgenommen wird. Außerdem werden beim Training Glückshormone ausgeschüttet und Stresshormone abgebaut. Das macht es ruhiger und gelassener. Und Sport hat noch einen weiteren Vorteil: Das Kind bekommt direktes Feedback, ob ihm diesmal etwas besser gelungen ist als noch beim Training zuvor. Denn Fortschritte bringen ganz besonders viel Selbstbewusstsein. Dabei ist es völlig egal, welche Sportart Ihr Kind ausübt. Es muss streng genommen nicht mal Sport sein: Ihr Kind kann sich genauso gut für ein Musikinstrument begeistern oder Spiele spielen. Wichtig ist nur, dass es ihm Spaß macht und es ausdauernd bei der Sache bleibt.
In vielen Städten gibt es darüber hinaus ein umfangreiches Angebot an Kursen, die Kinder besuchen können und die ihr Selbstbewusstsein stärken sollen. Die Konzepte sind dabei sehr unterschiedlich: Die einen Kurse besucht das Kind zusammen mit seinen Eltern, die anderen nimmt es allein wahr. Bei den einen geht es um das Steigern des Selbstbewusstseins, bei anderen sollen die Kinder Strategien zur Prävention von Gewalt oder Mobbing erlernen. Manche Kurse gehen sogar bis in die Selbstverteidigung hinein. Achten Sie bei der Auswahl eines Kurses darauf, dass das Konzept zu Ihrem Kind passt. Hat es an Sport zum Beispiel nicht so viel Freude, gibt es vielleicht bessere Angebote als einen Kurs mit Judo-Schwerpunkt.
In bestimmten Fällen kann Kindern mit einem geringen Selbstbewusstsein auch Ergotherapie weiterhelfen. Ergotherapie ist ein Heilberuf mit einem ganzheitlichen Ansatz und zielt eigentlich darauf ab, die durch Krankheiten oder angeborene Beeinträchtigungen verloren gegangene Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Doch mit den Behandlungsmethoden lässt sich auch gesunden Kindern helfen. So können in Übungen zum Beispiel verschiedene Situationen aus Kindergarten und Schule nachgespielt werden, in denen sich die Kinder mehr Selbstbewusstsein gewünscht hätten. Anschließend können die Therapeuten und Therapeutinnen die Situation mit den Kindern reflektieren und Verhaltenslösungen erarbeiten. So gewappnet, fühlt sich das Kind bald sicherer und wieder wohl in seiner Haut.
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