Im Wochenbett erholt sich die Mutter von den Strapazen der Geburt. Es ist die Zeit, das Baby richtig kennenzulernen, gemeinsam vielleicht das Stillen zu lernen und sich als Familie neu zu finden. Wie lange diese wichtige Phase dauert und was währenddessen sonst noch alles passiert, lesen Sie hier.
Die letzten Wochen der Schwangerschaft und die Geburt selbst können anstrengend sein – immerhin hat der Körper Höchstleistungen vollbracht. Das Wochenbett ist für die Mutter Ort und Zeit gleichermaßen, um sich davon zu erholen und eine enge Bindung zu ihrem Kind aufzubauen.
Das Wochenbett heißt Wochenbett, weil die Mutter die ersten Tage wirklich vor allem liegend verbringen sollte. Insbesondere nach einem Kaiserschnitt sollten sich Mütter nicht zu schnell zu viel zumuten; immerhin haben sie eine Bauchoperation hinter sich, die erst verheilen muss. Es gibt jedoch keine feste Regel dafür, wie lange das Wochenbett dauern muss. Jede Frau kann selbst entscheiden, wie lange sie sich Ruhe gönnt und wann sie bereit ist, das Bett häufiger zu verlassen. Hebammen beziffern die Dauer des Wochenbetts jedoch meist auf etwa acht Wochen. Das deckt sich mit dem Zeitraum, den Mütter im Rahmen des Mutterschutzgesetzes ohnehin nicht arbeiten dürfen.
Das Wochenbett ist ein körperlicher und seelischer Umstellungsprozess. Die Abläufe hierbei sind im Wesentlichen bei allen Frauen dieselben, können sich aber in der Ausprägung und Dauer sehr unterscheiden.
Unmittelbar nach der Geburt des Kindes zieht sich die Gebärmutter noch einmal stark zusammen; dadurch löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand ab und wird ebenfalls geboren. Die Stelle, an der die Plazenta mit der Gebärmutterwand verbunden war, ist etwa so groß wie eine Handfläche und nun eine offene Wunde, die verheilen muss. Dieser Prozess dauert etwa sechs Wochen.
Die Wundheilung geht mit Blutungen einher, dem sogenannten Wochenfluss. In den ersten Tagen nach der Geburt ist er recht stark. Sie brauchen extragroße Binden oder Höschen, um Blut, Sekret und abgestorbene Gewebsstückchen aufzufangen. In der zweiten Woche wird der Wochenfluss schwächer und verändert seine Farbe ins Bräunliche, später wird er gelblich. Ab der dritten Woche ist der Wochenfluss weißlich, bis er nach etwa sechs Wochen ganz versiegt.
Die offene Wunde ist anfällig für Infektionen, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die Ursache des meist tödlich verlaufenden Kindbettfiebers waren. Erst um 1850 erkannte der in Wien praktizierende Arzt Ignaz Semmelweis, dass hygienische Bedingungen dieses Risiko deutlich senken. Deshalb wird den Wöchnerinnen heute empfohlen, die Scheide nach jedem Toilettengang vorsichtig mit klarem, warmem Wasser zu spülen. Vollbäder und Schwimmbadbesuche sind während des Wochenflusses aber zu vermeiden.
Mit der Geburt der Plazenta drosselt der Körper auch das Hormon, das bislang die Milchbildung unterdrückt hat: das Progesteron. Sinkt sein Spiegel ab, kommt die Wirkung des Prolaktins ungehindert zum Zug und setzt die Milchbildung in Gang. Direkt nach der Geburt produziert der Körper die gelbe, dickflüssige Vormilch, die mit dem Milcheinschuss nach einigen Tagen von der Übergangsmilch abgelöst wird. Die Mutter bemerkt den Milcheinschuss an ihren Brüsten, die dann oft geschwollen, schwer und empfindlich sind.
In den ersten Tagen des Wochenbetts spüren viele Frauen noch regelmäßige Kontraktionen im Bauch. Dabei handelt es sich um Nachwehen, die die Gebärmutter nach und nach auf ihre normale Größe zusammenziehen. Frauen, die stillen, spüren die Nachwehen besonders stark und merken vielleicht, dass der Wochenfluss dann intensiver wird. Beides sind Zeichen, dass die Wundheilung gut voranschreitet.
In den Tagen nach der Geburt kann die Stimmung der Mutter von einem Moment auf den anderen umschlagen. Mal hängt der Himmel voller Geigen, mal nehmen Traurigkeit und Niedergeschlagenheit überhand. Dieser sogenannte Babyblues ist völlig normal, denn er wird durch den plötzlichen Hormonabfall nach der Geburt ausgelöst. Üblicherweise vergeht der Babyblues nach ein paar Tagen von selbst. Bleibt das Gefühl der Traurigkeit jedoch länger bestehen und wird vielleicht sogar von zwiespältigen Gefühlen dem Kind gegenüber begleitet, kann dies ein Anzeichen für eine Wochenbettdepression sein. Deren Behandlung gehört dringend in die Hände von Fachkräften.
Das Wochenbett bedarf keiner Vorbereitung im eigentlichen Sinne. Es empfiehlt sich aber, einige nützliche Dinge bereits vor der Geburt im Haus zu haben, um danach kräftezehrende Einkäufe zu vermeiden.
Geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich von der Geburt vollständig zu erholen. Zwei, drei Wochen kann es alleine dauern, bis Geburtsverletzungen nicht mehr schmerzhaft sind. Wenn Sie danach Lust darauf haben, frische Luft im Garten zu schnappen oder auf einen kurzen Spaziergang um den Block, spricht nichts dagegen. Für richtigen Sport ist es jedoch noch zu früh. Als erste sportliche Betätigung bietet sich die Rückbildungsgymnastik an, die frühestens sechs bis acht Wochen nach Spontangeburt und acht bis zehn Wochen nach Kaiserschnitt beginnen sollte. Intensivere Sportarten setzen eine gefestigte Bauch- und Beckenbodenmuskulatur voraus. Holen Sie sich vorher das Okay Ihrer Hebamme oder Ihrer Gynäkologin, insbesondere wenn Ihr Baby per Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist.
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