Immer mehr Menschen leiden an einer chronischen Niereninsuffizienz, bei der die Nieren nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten. Was die Erkrankung verursacht, wie sie sich bemerkbar macht und wie sie behandelt wird, lesen Sie hier.
Gesunde Nieren produzieren täglich etwa zwei Liter Urin, über den harnpflichtige Substanzen wie Harnstoff und Kreatinin aus dem Körper geschwemmt werden. Dazu filtern sie die gesamte Blutmenge eines Menschen bis zu 300-mal am Tag und bilden zunächst den sogenannten Primärharn. Die winzigen Filterporen halten noch benötigte Substanzen wie Eiweiße oder gar Blutzellen zurück, allerdings lassen sie kleinere Moleküle passieren. Auf dem Weg durch die Nierenkanäle wird dem Primärharn deshalb der größte Teil der gelösten Salze wieder entzogen und mit dem Großteil des Wassers dem Blut zugeführt. Bei einer Niereninsuffizienz (auch Nierenschwäche, Nierenversagen) schaffen die Nieren diese Aufgabe nicht mehr oder nur noch eingeschränkt.
Niereninsuffizienzen werden danach unterschieden,
Mediziner und Medizinerinnen unterscheiden fünf Stadien der Niereninsuffizienz, für deren Einteilung vor allem die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) herangezogen wird. Die GFR ist ein Maß für die Menge an Blut, die die Nieren pro Minute filtern können.
Das Niereninsuffizienz-Stadium 5 wird auch als terminale Niereninsuffizienz bezeichnet, also Nierenschwäche im Endstadium beziehungsweise Nierenversagen.
Die sehr feinen Blutgefäße der Nieren sind anfällig für Gefäßerkrankungen. So sind 30 bis 40 Prozent der terminalen chronischen Niereninsuffizienzen in Deutschland eine Komplikation von Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 (diabetische Nephropathie) und circa 25 Prozent eine Komplikation eines schlecht eingestellten arteriellen Bluthochdrucks (Nephrosklerose). Weitere Ursachen für terminale Niereninsuffizienzen sind Entzündungen der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis), Entzündungen der Nierenkanälchen (Nephritis), die polyzystische Nierenerkrankung und angeborene Fehlbildungen. Auch Medikamente können bei längerer Anwendung eine chronische Niereninsuffizienz verursachen.
Bei akutem Nierenversagen lässt die Nierenfunktion innerhalb weniger Stunden oder Tage nach. Häufigste Ursache ist eine verminderte Nierendurchblutung, zum Beispiel durch eine unzureichende Trinkmenge, starken Blut- oder Flüssigkeitsverlust oder eine Blutvergiftung (Sepsis).
Die Niereninsuffizienz-Stadien 1 und 2 verursachen üblicherweise keine Beschwerden. Der Kreatininspiegel im Blut ist noch unauffällig, der Albuminspiegel im Urin und erste im Ultraschall sichtbare Veränderungen der Nieren werden nur durch Zufall entdeckt. Das Niereninsuffizienz-Stadium 3 bezeichnen Fachleute auch als Stadium der kompensierten Retention: Harnpflichtige Substanzen werden dann nicht mehr vollständig, aber noch in ausreichendem Maße ausgeschieden. Die Werte von harnpflichtigen Substanzen im Blut steigen an (Kreatinin und Harnstoff). Im Niereninsuffizienz-Stadium 4, im Stadium der dekompensierten Retention, sind die Konzentrationen von Kreatinin und Harnstoff im Blut deutlich erhöht. Im Niereninsuffizienz-Stadium 5 hat die Niere praktisch keine Filterleistung mehr, sodass das Blut der Betroffenen regelrecht vergiftet ist (Urämie).
Die klinischen Folgen einer Niereninsuffizienz im fortgeschrittenen Stadium betreffen den gesamten Organismus. Erste uncharakteristische Symptome wie eine verringerte Leistungsfähigkeit werden von Übelkeit, Durchfällen, Krämpfen, Benommenheit, Ödemen ergänzt. Die Urämie schädigt Blutgefäße, Nerven, das Immunsystem, den Magen-Darm-Trakt sowie den Knochenstoffwechsel. Auch äußerlich sieht man den Betroffenen die Urämie an: Ihr Atem riecht nach Urin, sie atmen schwer (Kussmaul-Atmung) und entwickeln eine gelbliche Haut.
Zerstörtes Nierengewebe lässt sich nicht regenerieren. Nur sehr früh erkannt, lässt sich die chronische Niereninsuffizienz derart kontrollieren, dass sie nicht weiter voranschreitet. Ab einem gewissen Punkt ist dies nicht mehr möglich; die chronische Niereninsuffizienz verschlimmert sich, bis die Niere ihre Funktion einstellt. Betroffene sind dann auf eine Blutwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation angewiesen. Eine akute Niereninsuffizienz hingegen ist durch Behandlung ihrer Ursachen in der Regel reversibel.
Die Ernährung hat einen starken Einfluss auf die Entwicklung einer Niereninsuffizienz und damit auf die Prognose des Patienten. Betroffene sollten daher früh eine Ernährungsberatung erhalten, um die Notwendigkeit einer Dialyse hinauszuzögern. Die Ernährungsempfehlungen richten sich dabei nach dem Stadium der Niereninsuffizienz. Sie verändern sich somit im Verlauf der Erkrankung.
In der Prädialysephase liegt der Schwerpunkt der Ernährungstherapie darauf, das Fortschreiten der Niereninsuffizienz zu hemmen bzw. zu verlangsamen.
Eine wichtige Säule ist daher eine angepasste Proteinzufuhr, um die Stickstofflast zu senken und die Harnstoffbildung zu reduzieren. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von maximal 1,0 g Protein/kg Körpergewicht/Tag für gesunde Erwachsene sollte daher möglichst nicht überschritten werden. Pflanzliche Lebensmittel mit hoher biologischer Wertigkeit, zum Beispiel Kartoffeln, Soja oder Reis, sollten bei der Lebensmittelauswahl bevorzugt werden, damit bei geringer Eiweißaufnahme ein Eiweißmangel vermieden werden kann.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ernährung liegt auf einer nur moderaten Zufuhr von Stoffen, die sich bei einer Niereninsuffizienz sonst im Blut anreichern könnten. Die Phosphatzufuhr sollte sich daher auf 600 bis 1.000 mg/Tag beschränken, um eine Entmineralisierung der Knochen (Osteoporose) und Gefäßverkalkungen zu verhindern. Vermeiden Sie daher möglichst Fertigprodukte, da diese häufig phosphathaltige Zusätze enthalten. Die Kaliumzufuhr sollte sich auf 1.500 bis 2.000 mg/Tag beschränken, um Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzversagen zu verhindern. Besonders kaliumreich sind Bananen, Hülsenfrüchte, Nüsse, Trockenobst, Gemüse- und Obstsäfte. Gehen Sie auch sparsam mit Kochsalz um.
Mit einer leicht erhöhten Trinkmenge lässt sich zusätzlich die Entgiftung des Körpers unterstützen. Besprechen Sie die optimale Menge mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
In der Dialysephase liegt der Schwerpunkt der Ernährungstherapie darauf, eine Mangelernährung zu vermeiden. Dialysepatienten brauchen mehr Protein als gesunde Menschen, weil ihnen abhängig vom Dialyseverfahren Aminosäuren und/oder Proteine verloren gehen. Ihnen werden daher bis zu 1,4 g Protein/kg Körpergewicht/Tag empfohlen. Die Zufuhr von Phosphat, Kalium und Salz unterliegt nun einem strengeren Management. Manche Patienten benötigen zusätzlich sogenannte Phosphatbinder-Tabletten, die sie zu phosphathaltigem Essen einnehmen müssen.
Die optimale Trinkmenge ergibt sich aus dem ausgeschiedenen Urin und wird individuell für jeden Patienten ermittelt.
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