Ein stummer Herzinfarkt verläuft ohne eindeutige Symptome, ist aber auf lange Sicht genauso gefährlich wie der klassische Herzinfarkt auch. Wann ein Risiko für einen stummen Herzinfarkt besteht und wie er diagnostiziert und behandelt wird, lesen Sie hier.
Starke, ausstrahlende Schmerzen im Brustkorb, ein massives Engegefühl, Angst und Atemnot – von den klassischen Symptomen eines Herzinfarktes hat fast jeder schon mal gehört. Ein sogenannter stummer oder stiller Herzinfarkt zeigt diese eindeutigen Symptome alle nicht. Er ist daher schwer zu erkennen und kann sogar unbemerkt verlaufen. Das macht ihn allerdings nicht weniger gefährlich: Die Deutsche Herzstiftung warnt, dass er auf lange Sicht ein genauso hohes Sterberisiko birgt wie ein klassischer Herzinfarkt auch. Denn auch ohne Symptome kommt es durch den Verschluss einer oder mehrerer Herzkranzarterien zu einer Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff. Ohne sofortige Erste Hilfe stirbt infolgedessen der nicht mehr durchblutete Teil des Herzmuskels ab.
Ein stummer Herzinfarkt wird nicht selten erst nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Vielleicht sind auch Folgeerkrankungen aufgetreten, die nun abgeklärt werden sollen. Die Deutsche Herzstiftung hat zwei Erklärungen dafür, warum ein Herzinfarkt stumm verlaufen kann:
Zur sicheren Diagnose eines stummen Herzinfarktes sind einige Untersuchungen nötig. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Sie ausführlich untersuchen und auf diese Weise andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausschließen. Besteht anhand dieser Informationen ein Verdacht auf Herzinfarkt, werden folgende Untersuchungen vorgenommen:
Ein typisches Anzeichen für einen Herzinfarkt sind Veränderungen im EKG. Ein EKG stellt die elektrischen Vorgänge des Herzens bildlich dar. An seinem Wellenverlauf lässt sich zum Beispiel ablesen, ob das Herz schneller schlägt, als es sollte, oder unregelmäßig. Auch ein Herzinfarkt hinterlässt charakteristische Spuren. So können beispielsweise die verschiedenen „Berge“ und „Täler“ im Kardiogramm, die durch die Pumparbeit des Herzens entstehen, in ihrer Höhe und Breite verändert sein. Vor allem stumme Herzinfarkte, die nicht bemerkt und behandelt wurden, können noch Jahre später im EKG erkennbar sein.
Seit einigen Jahren lässt sich ein Herzinfarkt auch anhand eines Bluttests diagnostizieren. Dabei wird die Konzentration von Troponin im Blutserum bestimmt. Im Blut gesunder Menschen kommt Troponin praktisch nicht vor; das Protein befindet sich normalerweise in den Herzmuskelzellen und wird nur bei einer Verletzung ins Blut freigesetzt. Erhöhte Troponin-Werte deuten daher mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Herzinfarkt hin. Auch erhöhte Werte anderer Enzyme im Blut können ein Anzeichen für einen Herzinfarkt sein, Troponin besitzt allerdings die höchste Aussagekraft.
Die Echokardiografie erzeugt ein Ultraschallbild des Herzens und kann sinnvoll sein, wenn das EKG Auffälligkeiten ergeben hat. Sie kann zwar nicht die Herzkranzgefäße abbilden, aber indirekt Hinweise auf deren Durchblutung geben. Wenn etwa bestimmte Bereiche des Herzens weniger beweglich erscheinen als normal, kann das auf eine schlechte Durchblutung der Herzkranzgefäße hindeuten.
Egal, ob stumm oder klassisch – je eher ein Herzinfarkt erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Behandlungskette beginnt mit der Ersten Hilfe vor Ort, wird im Krankenhaus fortgesetzt und endet in der anschließenden Reha.
Mit einer Herzkatheter-Untersuchung lässt sich feststellen, welche Herzkranzarterien verschlossen sind. Dazu führt der Arzt oder die Ärztin einen feinen, elastischen Kunststoffschlauch über die Leiste oder die Armbeuge in die Arterie ein und schiebt diesen vorsichtig bis zum Herzen vor. Durch den eingeführten Katheter wird ein jodhaltiges Kontrastmittel in die Herzgefäße abgegeben und mittels Röntgenstrahlung sichtbar gemacht. Eine Herzkatheter-Untersuchung ist Diagnose- und Therapiemethode gleichermaßen, denn damit lassen sich die Engstellen der Herzkranzgefäße nicht nur sichtbar machen, sondern auch öffnen. Das ist zum Beispiel mit einem kleinen Ballon möglich, der an der Engstelle entfaltet wird. Anschließend verbleiben dort kleine metallnetzartige Gefäßstützen, sogenannte Stents, um eine erneute Verengung des Herzkranzgefäßes zu verhindern.
Wenn die Weitung des Gefäßes im Rahmen einer Herzkatheter-Untersuchung nicht erfolgreich war oder mehrere Herzkranzgefäße verengt beziehungsweise verschlossen sind, kann eine Bypass-Operation sinnvoll sein. Bypass bedeutet übersetzt so viel wie „Umleitung“ und meint die künstliche Umgehung des verschlossenen Gefäßes. Ärzte verwenden hierfür Gefäße vom Arm oder vom Bein, das Gefäß wird mit einem Ende an die Hauptschlagader (Aorta) und mit dem anderen hinter das Herzkranzgefäß (Koronararterie) genäht. Ein Bypass kann die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels verbessern oder sogar vollständig wiederherstellen.
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