Arthrose ist die häufigste Gelenk¬erkrankung weltweit. Allein in Deutschland sind rund fünf Millionen Menschen davon betroffen. Typisch sind verschließbedingte Veränderungen an den Gelenken, die mit der allmählichen Abnutzung des Gelenk¬knorpels beginnen und bis zur Freilegung der Knochen-oberfläche führen können. Wie eine Arthrose entsteht und wie sie behandelt wird, lesen Sie hier.
Gelenke können im Laufe der Zeit verschleißen. Bei diesem Prozess nutzt sich die stoßdämpfende Knorpelschicht ab, die die Oberfläche der Knochen überzieht und dafür sorgt, dass sie reibungslos gegeneinander gleiten können. Eine solche Arthrose entwickelt sich meist schleichend über viele Jahre hinweg und bleibt lange unbemerkt. Dabei wird die Knorpelschicht zunächst dünner und verliert die Fähigkeit, Wasser einzulagern. Ohne Flüssigkeit wird sie spröde, rissig und schleift sich schneller ab. Das geht so weit, dass der Knorpel im fortgeschrittenen Arthrose-Stadium vollständig abgenutzt ist und den darunterliegenden Knochen freigibt, so dass die Knochen aufeinander reiben. Nun schleifen sich die Knochenoberflächen ab. Eventuell brechen aus den unregelmäßigen Oberflächen sogar kleine Knochensplitter heraus. Das ist sehr schmerzhaft, schränkt die Beweglichkeit ein und kann das Gelenk versteifen.
Arthrose ist die in Deutschland am häufigsten vorkommende Gelenkerkrankung.
In der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA) 2014/2015-EHIS“ des Robert-Koch-Instituts, berichten fast 18 Prozent der Erwachsenen ab 18 Jahren von einer Arthrose in den letzten 12 Monaten, wobei Frauen (21,8 Prozent) häufiger betroffen waren als Männern (13,9 Prozent). Die Lokalisation der Arthrose geht aus der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) hervor. Demnach war bei mehr als der Hälfte der Betroffenen das Knie, bei etwa einem Viertel die Hüfte betroffen. Arthrose in den Fingergelenken findet sich bei gut einem Drittel der Frauen und etwa einem Siebtel der Männer. Von der Hälfte der Personen mit Arthrose werden darüber hinaus weitere betroffene Gelenke angegeben.
In der Anfangsphase macht sich eine Arthrose typischerweise nur bei Belastungen bemerkbar. Dann zwickt, pocht und schmerzt es im betroffenen Gelenk zum Beispiel beim Laufen oder bei der Hausarbeit. Dies wird Belastungsschmerz genannt. Auch abends, nach einem langen Tag auf den Beinen, können die Gelenke dann Probleme bereiten. Je weiter die Arthrose voranschreitet, umso häufiger treten die Schmerzen auf und werden stärker. In der Folge tut das betroffene Gelenk irgendwann auch in Ruhe weh, zum Beispiel nachts. Morgens wachen Betroffene dann mit einem steifen Gelenk auf, das erst nach einer „Warmlaufphase“ beweglicher wird. Dies wird auch als Anlaufschmerz bezeichnet.
Ein abgenutztes Gelenk kann sich leichter entzünden als ein gesundes Gelenk, denn die permanente Reibung kann die Gelenkinnenhaut reizen. Dann schwillt das Gelenk an, wird warm und steif. Fachleute sprechen dann von einer aktivierten Arthrose, die oft schubweise auftritt. Meist lassen die Beschwerden innerhalb von wenigen Tagen wieder nach.
Eine Arthrose zeigt sich mit
Eine Arthrose lässt sich nach ihrem Voranschreiten in verschiedene Schweregrade einteilen, für die es unterschiedliche Klassifikationen gibt. Beim Kellgren-Lawrence-Score (KL-Score) wird der Schweregrad der Arthrose auf der Grundlage von Röntgenaufnahmen festgestellt:
Schweregrade | |
Grad 0 |
Bei Arthrose Grad 0 liegt der Normalzustand vor, es sind keine Merkmale zu erkennen. |
Grad 1 |
Bei Arthrose Grad 1 ist der Gelenkspalt auf dem Röntgenbild kaum beurteilbar, auch zur Anwesenheit von Knochenauswüchsen (Osteophyten) lässt sich kaum eine Aussage treffen. Die Funktion des Gelenks ist noch nicht beeinträchtigt und Betroffene sind noch weitgehend beschwerdefrei. |
Grad 2 |
Bei Arthrose Grad 2 ist der Gelenkspalt leicht verringert, Osteophyten sind nachweisbar. |
Grad 3 |
Bei Arthrose Grad 3 ist der Gelenkspalt deutlich verringert, Osteophyten sind an vielen Stellen nachweisbar. Das Knochengewebe unter der Knorpelschicht des Gelenks hat sich durch die höhere Druckbelastung bereits sichtbar verdichtet. |
Grad 4 |
Bei Arthrose Grad 4 ist kein Gelenkspalt mehr vorhanden. Das Knochengewebe unter der Knorpelschicht des Gelenks hat sich durch die höhere Druckbelastung stark verdichtet. Das Gelenk ist deutlich deformiert. |
Schweregrade:
Grad 0
Bei Arthrose Grad 0 liegt der Normalzustand vor, es sind keine Merkmale zu erkennen.
Grad 1
Bei Arthrose Grad 1 ist der Gelenkspalt auf dem Röntgenbild kaum beurteilbar, auch zur Anwesenheit von Knochenauswüchsen (Osteophyten) lässt sich kaum eine Aussage treffen. Die Funktion des Gelenks ist noch nicht beeinträchtigt und Betroffene sind noch weitgehend beschwerdefrei.
Grad 2
Bei Arthrose Grad 2 ist der Gelenkspalt leicht verringert, Osteophyten sind nachweisbar.
Grad 3
Bei Arthrose Grad 3 ist der Gelenkspalt deutlich verringert, Osteophyten sind an vielen Stellen nachweisbar. Das Knochengewebe unter der Knorpelschicht des Gelenks hat sich durch die höhere Druckbelastung bereits sichtbar verdichtet.
Grad 4
Bei Arthrose Grad 4 ist kein Gelenkspalt mehr vorhanden. Das Knochengewebe unter der Knorpelschicht des Gelenks hat sich durch die höhere Druckbelastung stark verdichtet. Das Gelenk ist deutlich deformiert.
Es gibt viele Gründe, warum sich Gelenke abnutzen. Während sekundäre Arthrosen als Folge anderer Krankheiten oder Verletzungen entstehen, treten primäre Arthrosen ohne besonderes Vorereignis auf. Der Gelenkverschleiß ist dann meist Folge des natürlichen Alterungsprozesses, begünstigt zum Beispiel durch jahrelangen Leistungssport, erbliche Veranlagung und Übergewicht. So kommt es bei Erwachsenen zu Arthrose, wenn
Arthrose sollte so schnell wie möglich als solche erkannt werden. Denn nur mit einer frühzeitigen Diagnose kann schnell mit einer wirksamen Therapie begonnen und dauerhafte Gelenkschäden verhindert werden. Bei einer ausführlichen Anamnese fragt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin die Symptome ab und klärt mit dem Patienten oder der Patientin, seit wann diese auftreten. Bei einer körperlichen Untersuchung der Gelenke lassen sich Schwellungen, Rötungen und eine Überwärmung erkennen, Funktionstests liefern Aufschluss über die Beweglichkeit, Stabilität und Schmerzreaktion des Gelenks. Zur Bestätigung der Diagnose werden meist bildgebende Verfahren des betroffenen Kniegelenks hinzugezogen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt vor allem frühe Veränderungen am Weichteilgewebe wie Knorpel und Knorpelmatrix, eine Röntgenaufnahme macht vor allem die Spätfolgen an den Knochen sichtbar.
Arthrose ist bis heute nicht heilbar, denn ein zerstörter Knorpel lässt sich nicht wieder aufbauen. In der Therapie geht es deshalb darum, das Fortschreiten des Knorpelabbaus zu verhindern und das betroffene Gelenk beweglich zu halten. Wichtig ist deshalb, den Patientinnen und Patienten therapeutisches Training beziehungsweise leichten Sport zu ermöglichen, gegebenenfalls mit Hilfe stützender Bandagen und Orthesen oder schmerzlindernden Medikamenten. Ein weiterer wichtiger Baustein in der Arthrose-Therapie ist die Ernährung, da sie den Krankheitsverlauf ebenfalls positiv beeinflussen kann.
Bislang fehlt eine allgemeine Arthrose-Leitlinie, die Handlungsempfehlungen gibt. In der S2k-Gonarthrose-Leitlinie für Arthrose im Knie empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), wie die Wirkstoffe Ibuprofen oder Diclofenac. Ihre entzündungshemmende Wirkung dämmt entzündlichen Prozesse ein und können damit fortschreitenden Knorpelverschleiß stoppen. Lokal als Gel oder Creme aufgetragen, wirken sie gut auf oberflächennahen Gelenken und haben ein geringes Risiko für Nebenwirkungen. Bei unzureichender Wirksamkeit oder Hautreizungen kann für eine begrenzte Dauer auf eine orale Einnahme gewechselt werden, wobei eine möglichst niedrige Dosierung gewählt werden sollte.
Von Paracetamol zur Behandlung von Arthrose rät die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. ab. Untersuchungen zufolge blieb eine signifikante schmerzlindernde Wirkung durch die Einnahme aus.
Wer Schmerzen hat, nimmt oft eine Schonhaltung ein und versucht, die betroffenen Gelenke möglichst nicht zu bewegen. Genau das ist falsch: Ohne Bewegung verkümmern die Muskeln um das Gelenk und stabilisieren es nicht mehr ausreichend. Das kann das Gelenk zusätzlich belasten und die Schmerzen verstärken. Zudem sind Gelenke auf den Wechsel aus Be- und Entlastung angewiesen, da sie nur so Gelenkflüssigkeit mit frischen Nährstoffen aufnehmen können. Bei Arthrose ist ausreichende Bewegung daher ausdrücklich empfohlen, sofern das betroffene Gelenk nicht gerade entzündet und geschwollen ist.
Neben Bewegungstherapien unter fachlicher Anleitung wie Physio-, Ergo- oder Hydrotherapie sind auch gelenkschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking, Skilanglauf oder Kräftigungsübungen gut zur Behandlung von Arthrose geeignet – jedoch in Intensität und Häufigkeit immer an die Betroffenen individuell angepasst. High-Impact-Sportarten mit hohen Belastungen sollten unbedingt vermieden werden.
Auch über die Ernährung lässt sich der Krankheitsverlauf einer Arthrose günstig beeinflussen. Eine gut zusammengestellte Kost ist nicht nur reich an Kohlenhydraten, Eiweiß und gesunden Fetten, sondern versorgt den Knorpel mit allen Nährstoffen, die er braucht. Dazu zählen vor allem die Vitamine C, D und K und die Mineralstoffe Calcium, Zink und Mangan. Lebensmittel mit antiinflammatorischen Inhaltsstoffen können außerdem dazu beitragen, entzündete Gelenke zu beruhigen. Zuletzt ist eine ausgewogene Ernährung kalorienmäßig wohldosiert und hilft so, das Körpergewicht zu halten oder sogar zu reduzieren und dadurch die Gelenke zu entlasten.
Auf den Speiseplan gehören deshalb viel Gemüse und viele Getreidevollkornprodukte. Fetter Fisch wie Lachs oder Makrele, pflanzliche Öle sowie Lein- und Chiasamen sind reich an Omega-3-Fettsäuren, die nachweislich entzündungshemmende Eigenschaften haben. Ebenso enthalten Beeren (vor allem Blaubeeren und Hagebutten), grünes Blattgemüse und Gewürze wie Kurkuma und Ingwer antioxidative Verbindungen, die ebenfalls Entzündungen entgegenwirken können. Die positive Wirkung einer längeren Einnahme von Hagebuttenpulver bei Arthrose ist sogar durch Studien belegt.
Unbedingt einzuschränken ist der Verzehr von Lebensmitteln mit entzündungsfördernden Stoffen. Dazu gehören insbesondere rotes Fleisch, Wurst, Süßwaren und Weißmehlprodukte. Milchprodukte sind reich an lebenswichtigem Calcium, fördern durch ihren Gehalt an Arachidonsäure jedoch auch entzündliche Prozesse. Fettarme Milchprodukte wie Milch, magerer Käse (zum Beispiel Edamer), Naturjoghurt, Magerquark oder Buttermilch sind daher empfehlenswert, nur in Maßen sollten Sahne, Crème fraîche oder Käse der höheren Fettstufen (zum Beispiel Weichkäse) verzehrt werden.
Betroffene sollten außerdem ausreichend trinken, am besten mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag.
Bringen konservative Therapiemethoden keine zufriedenstellende Besserung, kann eine Operation erwogen werden. Minimalinvasiv lassen sich beispielsweise lose Knorpel- und Gewebefasern entfernen, die für eine erhöhte Reibung im Gelenk sorgen und auf Dauer die Knorpeloberfläche beschädigen. Solche Eingriffe im Gelenk haben die größten Erfolgsaussichten, wenn der Knorpelschaden nicht zu weit fortgeschritten ist. Der größte operative Eingriff bei Arthrose ist der Gelenkersatz. In Deutschland gehört der Einsatz von künstlichen Hüft- und Kniegelenken zu den häufigsten Operationen. Im Jahr 2023 wurden rund 188.000 Hüfterstimplantationen und rund 156.000 Erstimplantationen am Kniegelenk an das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) gemeldet.
Besonders häufig kommt Arthrose in Gelenken vor, die stark beansprucht werden. Laut der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) war bei mehr als der Hälfte der an Arthrose erkrankten Menschen das Knie betroffen, bei etwa einem Viertel die Hüfte. Arthrose in den Fingergelenken findet sich bei gut einem Drittel der Frauen und etwa einem Siebtel der Männer.
Wärme weitet die Blutgefäße und fördert die Durchblutung, entspannt die Muskeln und lindert Schmerzen bei chronischen Arthrose-Beschwerden. Kälte mindert Entzündungen, Schwellungen und akute Schmerzen und ist deshalb bei einer aktivierten Arthrose das Mittel der Wahl.
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac gelten als Medikamente der ersten Wahl. Lokal als Gel oder Creme aufgetragen, wirken sie gut auf oberflächennahe Gelenke ein.
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