Ein Schwangerschaftsdiabetes ist eine Form des Diabetes mellitus, der erstmals während der Schwangerschaft auftritt. Was den gestörten Kohlenhydratstoffwechsel verursacht und was Betroffene darüber wissen müssen, lesen Sie hier.
Als Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes oder Gestational Diabetes Mellitus (GDM), wird eine Form von Diabetes während der Schwangerschaft bezeichnet. Er entwickelt sich normalerweise in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft, wenn die Insulinsensitivität im Körper ohnehin reduziert ist und die Bauchspeicheldrüse der Schwangeren diese Prozesse nicht mehr kompensieren kann. Nach der Geburt normalisieren sich die Blutzuckerwerte in der Regel wieder.
Wichtig zu wissen: Einen manifesten Diabetes mellitus der Mutter, der schon vor der Schwangerschaft bestanden hat, unterscheidet die ärztliche Leitlinie vom Schwangerschaftsdiabetes.
Ein Schwangerschaftsdiabetes verursacht normalerweise keine charakteristischen Symptome – außer dass betroffene Frauen vielleicht etwas mehr Durst haben als gewöhnlich und häufiger zur Toilette müssen. Um ihn deshalb möglichst früh zu entdecken, wird allen Schwangeren in Deutschland zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche vorsorglich ein Test angeboten. Dafür wird der Blutzuckerwert eine Stunde nach dem Trinken einer Zuckerlösung (50 g Glukose in Wasser) gemessen. Liegt der Wert unter 135 mg/dl (7,5 mmol/l), ist das Ergebnis unauffällig und der Test beendet.
Liegt er hingegen höher, wird ein zusätzlicher, standardisierter Test empfohlen. Dabei wird der Blutzuckerwert in nüchternem Zustand vor sowie eine und zwei Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung (75 g Glukose in Wasser) gemessen. Der Leitlinie gemäß liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor, wenn einer der folgenden Werte erreicht ist:
Bei Frauen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko wird oft zusätzlich bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes durchgeführt. Das betrifft zum Beispiel übergewichtige oder ältere Frauen oder Frauen, bei denen schon in der Familie Diabetes vorkommt. Jedoch kann ein Schwangerschaftsdiabetes auch bei Frauen auftreten, die vor der Schwangerschaft einen normalen BMI aufwiesen und keine weiteren Risikofaktoren haben.
Eine gute Nachricht vorweg: Auch mit einem Schwangerschaftsdiabetes kommen die allermeisten Kinder gesund zur Welt. Dennoch erhöht ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes das Risiko von Komplikationen – und zwar nicht nur beim Kind, sondern auch bei der Mutter:
In den meisten Fällen lässt sich der erhöhte Blutzuckerspiegel bereits durch eine Umstellung der Ernährung und mehr Aktivität im Alltag ausreichend senken.
Betroffene Frauen erhalten eine spezielle Ernährungsberatung. Die Ernährungstherapie des Schwangerschaftsdiabetes entspricht der des Diabetes mellitus Typ 2, wobei sich jedoch die angestrebten Blutzuckerwerte unterscheiden.
Wichtig zu wissen: Die optimale Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes ist keine Diät, sondern eine ausgewogene und vollwertige Kost, die lediglich im Hinblick auf die Kohlenhydratzufuhr optimiert wird. Empfehlenswert sind Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lassen – also Pumpernickel im Vergleich zum Baguette, Naturreis statt poliertem Reis, Pellkartoffeln anstelle von Pommes. Vermeiden Sie auch Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke und möglichst auch Fertigprodukte, die sehr oft Zucker enthalten. Außerdem sollten Hülsenfrüchte, reichlich Gemüse und Obst, pflanzliche Öle und vielleicht noch mageres Fleisch oder fetter Fisch nicht fehlen. Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoffanteil helfen, die Wirkung des Insulins in vielen Organsystemen zu verbessern.
Orientieren Sie sich bei der praktischen Umsetzung an den 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung oder der Mittelmeerdiät. Verteilen Sie Ihre Mahlzeiten auf drei Haupt- und zwei bis drei kleinere Zwischenmahlzeiten. So können Sie einen über den Tag ausgeglichenen Blutzuckerspiegel erreichen. Beachten Sie außerdem, dass der Blutzuckerspiegel morgens am meisten ansteigt. Vermeiden Sie deshalb ein süßes Frühstück, indem Sie Fruchtsäfte, Marmelade oder Honig beispielsweise gegen ein Vollkornbrot mit Käse oder ein Müsli aus Getreideflocken mit Joghurt oder Quark tauschen. Abends dürfen es dafür mehr Kohlenhydrate sein.
Schwangere mit einem Schwangerschaftsdiabetes profitieren von viel Bewegung. Studien zeigen, dass ein schnellerer Spaziergang von 20–30 Minuten Dauer nach einer Hauptmahlzeit den Blutzuckeranstieg bereits verringern kann. Auch Schwimmen und Radfahren haben positive Effekte. Integrieren Sie zudem möglichst viel Bewegung in den Alltag: Nehmen Sie die Treppe statt des Aufzugs. Wenn Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, können Sie eine Haltestelle früher aussteigen und den Rest zu Fuß gehen.
Lassen sich die Blutzuckerwerte nicht mit einer Ernährungsumstellung und Bewegung in den Griff bekommen, ist eine Behandlung mit Insulin notwendig.
Mit denselben Maßnahmen, nämlich einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung, lässt sich einem Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen. Außerdem empfehlen Fachgesellschaften, möglichst normalgewichtig in die Schwangerschaft zu starten beziehungsweise sich dem Normalgewicht anzunähern.
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