Frau hält 2 Gabeln in der Hand mit einer Wurst und einer Gurke

Flexitarier – wie gesund ist der Ernährungstrend?

Lesezeit: 6 Minuten
Flexitarische Ernährung – was heißt das?
Die 10 Regeln der DGE für eine ausgewogene Ernährung

Alles, was Sie über eine flexitarische Ernährung wissen müssen

Ob für die Umwelt, das Tierwohl oder die Gesundheit: Immer mehr Menschen reduzieren ihren Fleischkonsum. Sie sind sozusagen flexible Vegetarier, auch Flexitarier genannt; sie essen also weiterhin Fleisch, aber eben nicht mehr so oft und dafür in besserer Qualität. In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über diese Ernährungsform und erfahren, wie gesund dieser Trend wirklich ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Flexitarier und Flexitarierinnen sind Menschen, die ihren Konsum von Fleisch bewusst reduzieren.
  • Sie befürworten einen gemäßigten, nachhaltigen und qualitätsbewussten Verzehr von Fleisch.
  • Treiber für dieses Verhalten sind Umweltschutz, Tierwohl oder Gesundheit.

Was bedeutet es, sich flexitarisch zu ernähren?

Bei immer mehr Menschen findet ein Umdenken statt: Ihnen wird bewusst, dass das, was sie essen und trinken, Auswirkungen auf die Umwelt und ihre Gesundheit hat. Auch dass die Erzeugung von Fleisch und anderen tierischen Erzeugnissen viel Tierleid verursacht, wollen sie nicht länger ignorieren. Viele Menschen stellen deshalb ihren Konsum infrage. Während sich die einen dazu entschließen, Fleisch konsequent aus ihrem Speiseplan zu streichen, schränken andere ihren Konsum ein und bevorzugen die wenigen Male Produkte aus biologischer Haltung und regionaler Herkunft. Für diese Menschen hat sich hierzulande der Begriff „Flexitarier und Flexitarierinnen“ etabliert. Das Wort stammt aus dem Englischen und setzt sich aus „flexible“ und „vegetarian“ zusammen, woher auch die direkte Übersetzung „flexible Vegetarier“ stammt.

Salatschüssel und Brettchen mit Käse und Schinken auf einem Holztisch

Der Anteil der flexitarisch lebenden Bevölkerung nimmt stetig zu. Laut Ernährungsreport 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ernähren sich 46 Prozent der Deutschen flexitarisch, während eine aktuelle repräsentative Verbraucherbefragung im Auftrag des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) zu einem Ergebnis von 41 Prozent kommt. Andere Quellen gehen sogar von mehr als der Hälfte der Deutschen aus, die sich flexitarisch ernährt.

Was essen Flexitarier und Flexitarierinnen?

Das entscheidendste Merkmal von Flexitariern ist ihr bewusster und reduzierter Verzehr von Fleisch. Manche Flexitarier übertragen dies auch auf andere tierische Erzeugnisse und ziehen beispielsweise pflanzliche Milchalternativen regelmäßig dem tierischen Produkt vor. Allerdings gibt es keine feste Regel, wie viel erlaubt ist – ab wann eine Ernährung als flexitarisch gilt, ist Definitionssache jedes Einzelnen. Denn anders als die vegetarische Ernährungsbewegung, die sich organisierte, sich einen Namen gab und Regeln definierte, beschreibt der Begriff „Flexitarier“ einen Trend. Als das Marktforschungsinstitut Forsa 2016 im Auftrag des Vereins ProVeg e.V. die Anzahl an Flexitariern in Deutschland untersuchte, wurde allerdings als Kriterium ein Verzicht auf Fleisch an mindestens drei Tagen pro Woche vorausgesetzt. So ist es gut möglich, dass sich ein konsequenter flexitarischer Lebensstil gar nicht wesentlich von einem vegetarischen unterscheidet:

Unterschied zwischen einer flexitarischen und vegetarischen Ernährungsweise

Vegetarier und Vegetarierinnen verzichten auf Lebensmittel, die von getöteten Tieren stammen – Lebensmittel von lebenden Tieren sind erlaubt. Neben pflanzlichen Lebensmitteln essen sie daher auch Honig, Eier (lateinisch „ovo“) und Milch (lateinisch „lacto“) sowie Milchprodukte wie Käse oder Joghurt, was dieser vegetarischen Ernährungsweise auch die Bezeichnung Ovo-Lacto-Vegetarismus eingebracht hat. Dem Ernährungsreport 2023 zufolge bezeichnen acht Prozent der Deutschen ihre Ernährungsweise als vegetarisch.

In der Praxis weist diese Ernährungsform heute zahlreiche Facetten auf. So variiert zum Beispiel der Umgang mit Eiern bzw. Milch und Milchprodukten. So essen Ovo-Vegetarier zwar Eier, verzichten aber auf Milch und Milchprodukte. Lacto-Vegetarier hingegen verzehren Milch und Milchprodukte, verzichten jedoch auf Eier. Auch Pescetarier gibt es: Sie verzichten zwar auf Fleisch, verzehren dafür aber Fisch – streng genommen ernähren sie sich also nicht vegetarisch.

Abgrenzung: Veganismus und ähnliche Ernährungsformen

Veganismus ist oft Ernährungs- und Lebensweise gleichermaßen: Wer sich vegan ernährt, verzichtet auf Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Eier, Milch und Honig sowie daraus hergestellten Zusatzstoffen und Hilfsmitteln wie zum Beispiel Aromen. Wer vegan lebt, lehnt zudem auch tierische Kleidung oder sonstige Konsumgüter ab. Das reicht von Daunenbetten, Lederschuhen, Seidenschals bis hin zum Wollpullover oder der Seife aus tierischen Fetten. Dieser Lebensweise folgen dem Ernährungsreport 2023 zufolge etwa zwei Prozent der deutschen Bevölkerung.

Freeganer gehen noch einen Schritt weiter: Diese besonderen Veganer und Veganerinnen kritisieren die Wegwerfgesellschaft und lehnen Lebensmittelverschwendung ab. Um zu demonstrieren, welche hochwertigen Lebensmittel nur allzu oft unbegründet weggeschmissen werden, essen sie deshalb ebensolche. Häufig bedienen sich die Anhänger der Bewegung an den Müllcontainern, die vor Supermärkten stehen. Manche verzehren auch selbst angebaute oder geschenkte Erzeugnisse.

Frutarier wollen, dass auch Pflanzen nicht ausgebeutet werden, und ernähren sich nur von Erzeugnissen, deren Gewinnung die Pflanze nicht schädigt. Dazu gehören Obst- und Gemüsesorten, die ihre essbaren Teile von selbst abwerfen wie zum Beispiel Äpfel, Kirschen oder Nüsse. Auch solche, die sich ernten lassen, ohne dass die Mutterpflanze getötet wird, oder Pflanzen, die von selbst absterben, nachdem die Samen ausgereift sind, sind erlaubt. Dazu gehören beispielsweise viele Beerenarten, Tomaten, Kürbisse oder Paprika. Kartoffeln, Rote Bete, Rüben oder Zwiebeln hingegen sind tabu.

Unsere Unterstützungsangebote

Wie gesund ist eine flexitarische Ernährung?

Eine flexitarische Ernährungsweise ist noch kein Garant für eine gesunde Ernährung. Entscheidend ist, wie die Lebensmittelauswahl insgesamt aussieht. Das wird am Beispiel sogenannter Pudding-Vegetarier deutlich. Damit gemeint sind Menschen, die zwar Lebensmittel vom getöteten Tier meiden, ansonsten aber kaum auf eine ausgewogene Ernährung achten. Stattdessen konsumieren Sie gerne Fertigprodukte und Süßigkeiten. Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe oder Kalorien sind nebensächlich – solange dabei kein Tier zu Schaden kommt.

Lachende Frau mit Apfel in der Hand

Bislang gibt es kaum Studien, die die gesundheitlichen Vorteile einer flexitarischen Ernährung untersucht haben. Umgekehrt gibt es jedoch sehr viele Studien, die die Nachteile eines hohen Fleischkonsums belegen. Fakt ist, dass ein hoher Konsum insbesondere von rotem Fleisch mit einem höheren Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 einhergeht.

Vegetarische und vegane Lebensmittel

Inwieweit vegetarische und vegane Alternativen zu tierischen Lebensmitteln zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen, ist umstritten. Das Angebot im Handel ist jedenfalls riesig: Es reicht von Milchalternativen, Käsealternativen bis hin zu Alternativen für Fleisch. Fleischalternativen imitieren das Aussehen, die Textur und den Geschmack von fertigen Zubereitungen wie Würstchen, Schnitzeln und Co. Der Ernährungsreport 2023 zeigt, dass gut die Hälfte (53 Prozent) der Befragten solche Produkte schon mindestens einmal gekauft hat. Einen klaren Vorteil haben die Ersatzprodukte im Vergleich zu den tierischen Originalen: Für ihre Erzeugung musste kein Tier leiden. Außerdem erleichtern sie Einsteigern die Umstellung auf eine flexitarische, vegetarische oder vegane Ernährung, weil sie die gewohnte Speisenvielfalt nachahmen. Gleichzeitig handelt es sich jedoch um hochgradig verarbeitete Lebensmittel, die oft Geschmacksverstärker, Zusätze, Fett und sehr viel Salz enthalten. Sie sind deshalb aus ernährungswissenschaftlicher Sicht häufig kritisch zu betrachten. Wichtig ist: Eine abwechslungsreiche und ausgewogene vegetarische oder vegane Ernährungsweise kommt auch ohne Fleischalternativen aus.

Anregungen für eine ausgewogene flexitarische Ernährung

Flexitarier und Flexitarierinnen können sich bei der Gestaltung ihres Speiseplans eine vegetarische Ernährung als Vorbild nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung/DGE empfiehlt, sich bei der praktischen Umsetzung an der sogenannten Gießener vegetarischen Lebensmittelpyramide von Claus Leitzmann und Markus Keller zu orientieren. Stark verarbeitete Lebensmittel mit niedriger Nährstoff- und hoher Energiedichte sollten selten verzehrt werden.

Hilfe bei der praktischen Umsetzung geben auch die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.:

  1. Schöpfen Sie aus der vollen Vielfalt an Lebensmitteln und essen Sie abwechslungsreich. Bevorzugen Sie dabei pflanzliche Lebensmittel.
  2. Greifen Sie mindestens zu drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag. Dazu gehören auch Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Linsen und Bohnen sowie (ungesalzene) Nüsse.
  3. Bevorzugen Sie bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl die Vollkornvariante.
  4. Trinken Sie Milch und essen Sie Milchprodukte wie Joghurt und Käse täglich und ein- bis zweimal pro Woche Fisch. Beschränken Sie Fleisch auf nicht mehr als 300 bis 600 Gramm pro Woche.
  5. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und daraus hergestellte Streichfette. Diese liefern lebensnotwendige Fettsäuren sowie Vitamin E. Meiden Sie versteckte Fette in verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst, Süßwaren, Fast Food oder Fertigprodukten.
  6. Gehen Sie mit Salz und Zucker sparsam um. Reduzieren Sie mit Zucker gesüßte oder stark salzhaltige Lebensmittel. Würzen Sie stattdessen mit Kräutern und Gewürzen.
  7. Trinken Sie täglich rund 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee. Meiden Sie mit Zucker gesüßte Getränke und verzichten Sie auf Alkohol sowie koffeinhaltige Energydrinks.
  8. Garen Sie Lebensmittel so lange wie nötig und so kurz wie möglich, mit wenig Wasser und wenig Fett. Lassen Sie die Speisen nicht verbrennen.
  9. Planen Sie Pausen für Ihre Mahlzeiten ein und lassen Sie sich Zeit beim Essen.
  10. Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in Bewegung. Dabei hilft regelmäßiger Sport sowie ein aktiver Alltag.
ERGO_Icon_black_Gluehbirne

Wenn Sie mehr über eine gesunde Ernährung erfahren möchten, nehmen Sie an unserem Aktivprogramm: Gesunde Ernährung teil.

Weitere Artikel für Ihre Gesundheit

FAQ: Häufig gestellte Fragen zur flexitarischen Ernährung

Was sind Flexitarier?

Flexitarier sind Menschen, die die eigenen Verzehrgewohnheiten bewusst hinterfragen und nicht (mehr) täglich Fleisch essen.

Was darf ein Flexitarier essen beziehungsweise nicht essen?

Ein Flexitarier darf alles essen, denn er oder sie macht sich seine/ihre Regeln selbst. Die meisten Flexitarier und Flexitarierinnen verzichten an mehreren Tagen in der Woche auf Fleisch. Manchmal schränken sie auch ihren Konsum an anderen tierischen Erzeugnissen ein und greifen zum Beispiel ab und an zur Milch- oder Käsealternative.

Ist eine flexitarische Ernährung gesund?

Bislang gibt es kaum Studien, die die gesundheitlichen Vorteile einer flexitarischen Ernährung untersucht haben. Allerdings belegen zahlreiche Studien die Nachteile eines hohen Fleischkonsums, der mit einem höheren Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus Typ 2, einhergeht. Entscheidend ist aber, wie die Lebensmittelauswahl insgesamt aussieht.

Was sind Freeganer?

Freeganer sind Veganer und Veganerinnen, die Lebensmittelverschwendung kritisieren. Sie grenzen sich bewusst von dieser ab, indem sie weggeworfene Produkte essen. Häufig bedienen sich die Anhänger dieser Bewegung an den Müllcontainern, die vor Supermärkten stehen. Manche verzehren auch selbst angebaute oder geschenkte Erzeugnisse.

    Kundenservice gebührenfrei anrufen
    Sie möchten direkt und unkompliziert Kontakt mit uns aufnehmen? Dann wenden Sie sich an unseren telefonischen Kundenservice.
    täglich 7-24 Uhr – gebührenfrei
    Rückruf-Service

    Unser Kundenservice ruft Sie gerne kostenlos zurück

    Rückruf anfordern
    Kundenservice per Live-Chat kontaktieren
    Montags bis Freitags
    07:00 - 19:00 Uhr
    Kundenservice per E-Mail kontaktieren

    Nutzen Sie auch unser Kontaktformular

    Zum Kontaktformular