Ob für die Umwelt, das Tierwohl oder die Gesundheit: Immer mehr Menschen reduzieren ihren Fleischkonsum. Sie sind sozusagen flexible Vegetarier, auch Flexitarier genannt; sie essen also weiterhin Fleisch, aber eben nicht mehr so oft und dafür in besserer Qualität. In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über diese Ernährungsform und erfahren, wie gesund dieser Trend wirklich ist.
Bei immer mehr Menschen findet ein Umdenken statt: Ihnen wird bewusst, dass das, was sie essen und trinken, Auswirkungen auf die Umwelt und ihre Gesundheit hat. Auch dass die Erzeugung von Fleisch und anderen tierischen Erzeugnissen viel Tierleid verursacht, wollen sie nicht länger ignorieren. Viele Menschen stellen deshalb ihren Konsum infrage. Während sich die einen dazu entschließen, Fleisch konsequent aus ihrem Speiseplan zu streichen, schränken andere ihren Konsum ein und bevorzugen die wenigen Male Produkte aus biologischer Haltung und regionaler Herkunft. Für diese Menschen hat sich hierzulande der Begriff „Flexitarier und Flexitarierinnen“ etabliert. Das Wort stammt aus dem Englischen und setzt sich aus „flexible“ und „vegetarian“ zusammen, woher auch die direkte Übersetzung „flexible Vegetarier“ stammt.
Der Anteil der flexitarisch lebenden Bevölkerung nimmt stetig zu. Laut Ernährungsreport 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ernähren sich 46 Prozent der Deutschen flexitarisch, während eine aktuelle repräsentative Verbraucherbefragung im Auftrag des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) zu einem Ergebnis von 41 Prozent kommt. Andere Quellen gehen sogar von mehr als der Hälfte der Deutschen aus, die sich flexitarisch ernährt.
Das entscheidendste Merkmal von Flexitariern ist ihr bewusster und reduzierter Verzehr von Fleisch. Manche Flexitarier übertragen dies auch auf andere tierische Erzeugnisse und ziehen beispielsweise pflanzliche Milchalternativen regelmäßig dem tierischen Produkt vor. Allerdings gibt es keine feste Regel, wie viel erlaubt ist – ab wann eine Ernährung als flexitarisch gilt, ist Definitionssache jedes Einzelnen. Denn anders als die vegetarische Ernährungsbewegung, die sich organisierte, sich einen Namen gab und Regeln definierte, beschreibt der Begriff „Flexitarier“ einen Trend. Als das Marktforschungsinstitut Forsa 2016 im Auftrag des Vereins ProVeg e.V. die Anzahl an Flexitariern in Deutschland untersuchte, wurde allerdings als Kriterium ein Verzicht auf Fleisch an mindestens drei Tagen pro Woche vorausgesetzt. So ist es gut möglich, dass sich ein konsequenter flexitarischer Lebensstil gar nicht wesentlich von einem vegetarischen unterscheidet:
Vegetarier und Vegetarierinnen verzichten auf Lebensmittel, die von getöteten Tieren stammen – Lebensmittel von lebenden Tieren sind erlaubt. Neben pflanzlichen Lebensmitteln essen sie daher auch Honig, Eier (lateinisch „ovo“) und Milch (lateinisch „lacto“) sowie Milchprodukte wie Käse oder Joghurt, was dieser vegetarischen Ernährungsweise auch die Bezeichnung Ovo-Lacto-Vegetarismus eingebracht hat. Dem Ernährungsreport 2023 zufolge bezeichnen acht Prozent der Deutschen ihre Ernährungsweise als vegetarisch.
In der Praxis weist diese Ernährungsform heute zahlreiche Facetten auf. So variiert zum Beispiel der Umgang mit Eiern bzw. Milch und Milchprodukten. So essen Ovo-Vegetarier zwar Eier, verzichten aber auf Milch und Milchprodukte. Lacto-Vegetarier hingegen verzehren Milch und Milchprodukte, verzichten jedoch auf Eier. Auch Pescetarier gibt es: Sie verzichten zwar auf Fleisch, verzehren dafür aber Fisch – streng genommen ernähren sie sich also nicht vegetarisch.
Veganismus ist oft Ernährungs- und Lebensweise gleichermaßen: Wer sich vegan ernährt, verzichtet auf Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Eier, Milch und Honig sowie daraus hergestellten Zusatzstoffen und Hilfsmitteln wie zum Beispiel Aromen. Wer vegan lebt, lehnt zudem auch tierische Kleidung oder sonstige Konsumgüter ab. Das reicht von Daunenbetten, Lederschuhen, Seidenschals bis hin zum Wollpullover oder der Seife aus tierischen Fetten. Dieser Lebensweise folgen dem Ernährungsreport 2023 zufolge etwa zwei Prozent der deutschen Bevölkerung.
Freeganer gehen noch einen Schritt weiter: Diese besonderen Veganer und Veganerinnen kritisieren die Wegwerfgesellschaft und lehnen Lebensmittelverschwendung ab. Um zu demonstrieren, welche hochwertigen Lebensmittel nur allzu oft unbegründet weggeschmissen werden, essen sie deshalb ebensolche. Häufig bedienen sich die Anhänger der Bewegung an den Müllcontainern, die vor Supermärkten stehen. Manche verzehren auch selbst angebaute oder geschenkte Erzeugnisse.
Frutarier wollen, dass auch Pflanzen nicht ausgebeutet werden, und ernähren sich nur von Erzeugnissen, deren Gewinnung die Pflanze nicht schädigt. Dazu gehören Obst- und Gemüsesorten, die ihre essbaren Teile von selbst abwerfen wie zum Beispiel Äpfel, Kirschen oder Nüsse. Auch solche, die sich ernten lassen, ohne dass die Mutterpflanze getötet wird, oder Pflanzen, die von selbst absterben, nachdem die Samen ausgereift sind, sind erlaubt. Dazu gehören beispielsweise viele Beerenarten, Tomaten, Kürbisse oder Paprika. Kartoffeln, Rote Bete, Rüben oder Zwiebeln hingegen sind tabu.
Eine flexitarische Ernährungsweise ist noch kein Garant für eine gesunde Ernährung. Entscheidend ist, wie die Lebensmittelauswahl insgesamt aussieht. Das wird am Beispiel sogenannter Pudding-Vegetarier deutlich. Damit gemeint sind Menschen, die zwar Lebensmittel vom getöteten Tier meiden, ansonsten aber kaum auf eine ausgewogene Ernährung achten. Stattdessen konsumieren Sie gerne Fertigprodukte und Süßigkeiten. Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe oder Kalorien sind nebensächlich – solange dabei kein Tier zu Schaden kommt.
Bislang gibt es kaum Studien, die die gesundheitlichen Vorteile einer flexitarischen Ernährung untersucht haben. Umgekehrt gibt es jedoch sehr viele Studien, die die Nachteile eines hohen Fleischkonsums belegen. Fakt ist, dass ein hoher Konsum insbesondere von rotem Fleisch mit einem höheren Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 einhergeht.
Inwieweit vegetarische und vegane Alternativen zu tierischen Lebensmitteln zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen, ist umstritten. Das Angebot im Handel ist jedenfalls riesig: Es reicht von Milchalternativen, Käsealternativen bis hin zu Alternativen für Fleisch. Fleischalternativen imitieren das Aussehen, die Textur und den Geschmack von fertigen Zubereitungen wie Würstchen, Schnitzeln und Co. Der Ernährungsreport 2023 zeigt, dass gut die Hälfte (53 Prozent) der Befragten solche Produkte schon mindestens einmal gekauft hat. Einen klaren Vorteil haben die Ersatzprodukte im Vergleich zu den tierischen Originalen: Für ihre Erzeugung musste kein Tier leiden. Außerdem erleichtern sie Einsteigern die Umstellung auf eine flexitarische, vegetarische oder vegane Ernährung, weil sie die gewohnte Speisenvielfalt nachahmen. Gleichzeitig handelt es sich jedoch um hochgradig verarbeitete Lebensmittel, die oft Geschmacksverstärker, Zusätze, Fett und sehr viel Salz enthalten. Sie sind deshalb aus ernährungswissenschaftlicher Sicht häufig kritisch zu betrachten. Wichtig ist: Eine abwechslungsreiche und ausgewogene vegetarische oder vegane Ernährungsweise kommt auch ohne Fleischalternativen aus.
Flexitarier und Flexitarierinnen können sich bei der Gestaltung ihres Speiseplans eine vegetarische Ernährung als Vorbild nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung/DGE empfiehlt, sich bei der praktischen Umsetzung an der sogenannten Gießener vegetarischen Lebensmittelpyramide von Claus Leitzmann und Markus Keller zu orientieren. Stark verarbeitete Lebensmittel mit niedriger Nährstoff- und hoher Energiedichte sollten selten verzehrt werden.
Hilfe bei der praktischen Umsetzung geben auch die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.:
Wenn Sie mehr über eine gesunde Ernährung erfahren möchten, nehmen Sie an unserem Aktivprogramm: Gesunde Ernährung teil.
Flexitarier sind Menschen, die die eigenen Verzehrgewohnheiten bewusst hinterfragen und nicht (mehr) täglich Fleisch essen.
Ein Flexitarier darf alles essen, denn er oder sie macht sich seine/ihre Regeln selbst. Die meisten Flexitarier und Flexitarierinnen verzichten an mehreren Tagen in der Woche auf Fleisch. Manchmal schränken sie auch ihren Konsum an anderen tierischen Erzeugnissen ein und greifen zum Beispiel ab und an zur Milch- oder Käsealternative.
Bislang gibt es kaum Studien, die die gesundheitlichen Vorteile einer flexitarischen Ernährung untersucht haben. Allerdings belegen zahlreiche Studien die Nachteile eines hohen Fleischkonsums, der mit einem höheren Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus Typ 2, einhergeht. Entscheidend ist aber, wie die Lebensmittelauswahl insgesamt aussieht.
Freeganer sind Veganer und Veganerinnen, die Lebensmittelverschwendung kritisieren. Sie grenzen sich bewusst von dieser ab, indem sie weggeworfene Produkte essen. Häufig bedienen sich die Anhänger dieser Bewegung an den Müllcontainern, die vor Supermärkten stehen. Manche verzehren auch selbst angebaute oder geschenkte Erzeugnisse.
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