Die Psyche kann einen erheblichen Einfluss auf unseren Magen-Darm-Trakt haben, und umgekehrt. Lesen Sie hier, wie beides über die Darm-Hirn-Achse miteinander zusammenhängt und wie Sie den Kreislauf aus Beschwerden durchbrechen können.
Das schlägt mir auf den Magen, sagt schon der Volksmund. Auch Redewendungen wie „Schmetterlinge im Bauch haben“ oder „aus dem Bauch heraus entscheiden“ spielen auf den Zusammenhang zwischen Gefühlswelt und Verdauungssystem an. In der Medizin ist die Beziehung zwischen Darm und Gehirn seit langem bekannt. Schließlich durchzieht ein eigenes Nervensystem – mit mehr als 100 Millionen Neuronen (Nervenzellen) größer als das Nervensystem im Rückenmark – die Wände des gesamten Magen-Darm-Trakts vom Ösophagus (Speiseröhre) bis zum Rektum (Enddarm). Dieses sogenannte enterische Nervensystem steuert den Großteil unserer Verdauung selbstständig und wird deshalb auch als „zweites Gehirn“ oder Darmhirn bezeichnet. Über den Nervus vagus (zehnter Hirnnerv) kommuniziert es über Neurotransmitter (biochemische Botenstoffe zur Reizweiterleitung) mit dem Gehirn. Erst seit wenigen Jahren ist allerdings bekannt, dass auch das Darmmikrobiom ein wichtiger Bestandteil dieser Darm-Hirn-Achse ist. Eine der Schlüsselpublikationen in dieser Hinsicht stammt von dem irischen Wissenschaftler John Cryan, einem der Pioniere auf diesem Gebiet.
Die enge Verbindung zwischen Darm und Gehirn bedeutet nicht, dass jedes Magengrimmen eine psychische Ursache hat. Doch wenn Ihnen das Essen auch schon mal nach einem Streit „wie ein Stein im Magen gelegen hat“, haben Sie die Auswirkungen selbst gespürt. Dann hat der Stress die Magenperistaltik so gehemmt, dass der Speisebrei nicht planmäßig in den Darm abgegeben wurde. Das ist evolutionär auch so gewollt: Da das Verdauungssystem in Gefahrensituationen für den Überlebenskampf nicht gebraucht wird, wird es schlechter durchblutet. Ein typisches Symptom von Angst wiederum ist Durchfall: Bei Stress freigesetzte Hormone führen zu einem vermehrten Einstrom von Flüssigkeit in den Darm, verwässern den Stuhl und „man macht sich vor Angst in die Hosen“. Der Darm reagiert also sehr sensibel auf die Gefühlswelt. Und nicht selten werden vorhandene Symptome stärker, sobald Stress ins Spiel kommt. Menschen mit Reizdarm oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen können ein Lied davon singen.
Umgekehrt vermag der Darm Einfluss auf das psychische Wohlbefinden seiner Besitzer zu nehmen. Darin ist offenbar vor allem sein Darmmikrobiom involviert. Mehrere Studien konnten bereits zeigen, dass es bei Menschen mit psychischen Leiden auf typische Weise verändert ist. Unklar ist allerdings derzeit noch, ob das Darmmikrobiom in diesem Fall Ursache oder Wirkung ist.
Was also können Sie tun, wenn die Psyche auf den Darm schlägt – oder der Darm auf die Psyche? Die Symptome mit Medikamenten zu behandeln, ist kurzfristig gedacht. Gehen Sie lieber die Ursachen an. Tun Sie, was Ihrem Darm guttut, denn damit pflegen Sie auch die Psyche – und umgekehrt:
Stress macht Darm und Psyche auf die Dauer krank. Wenn Sie ihn nicht vermeiden können, sollten Sie lernen, den Stress abzubauen und besser mit ihm umzugehen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich Entspannungstechniken positiv auf das Stresserleben, das Wohlbefinden und die Symptome von Magen-Darm-Erkrankungen auswirken:
Unser Darm mag Routine, also regelmäßige Mahlzeiten, regelmäßige Pausen und regelmäßigen Stuhlgang. Und er mag Ballaststoffe sekundäre Pflanzenstoffe, ungesättigte Fettsäuren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat diese Erkenntnisse in zehn leicht verständliche Küchenregeln zusammengefasst:
Wer rastet, der rostet: Bewegung hält nicht nur die Muskeln mobil, sondern auch den Darm. Das ist wichtig für die Darmperistaltik und damit den Weitertransport des Speisebreis bis zur Ausscheidung. Auch die Psyche profitiert von Bewegung, vor allem draußen an der frischen Luft: Studien zeigen, dass schon nach fünf Minuten draußen ein Entspannungsgefühl eintritt. Die natürliche Feuchtigkeit der Luft macht das Atmen angenehmer und den Kopf frei. Bei einem Spaziergang können Sie abschalten oder bewusst nachdenken, in jedem Fall werden Sie sich danach entspannter und leichter fühlen.
Bauen Sie deshalb mehr Aktivität in den Alltag ein: kurze Spaziergänge in der Mittagspause statt Zeitung lesen, Treppen laufen statt Fahrstuhl fahren und bei kürzeren Strecken auf das Auto verzichten und zu Fuß gehen. Vielleicht gibt es sogar größere Entfernungen, die Sie regelmäßig mit dem Fahrrad zurücklegen können. Noch besser ist, zusätzlich zwei- bis dreimal pro Woche Sport zu treiben. Optimal sind Ausdauersportarten wie Walken, Wandern, Radfahren oder Schwimmen.
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