Kopfschmerzen sind bei Kindern typische Symptome vieler Erkrankungen, treten aber auch als primäre Erkrankung in Form von Spannungskopfschmerzen oder Migräne auf. Wie Sie Kopfschmerzen vorbeugen können und wie Sie sie am besten behandeln, lesen Sie hier.
Kopfschmerzen kennt jeder, selbst Kinder und Jugendliche sind davon nicht ausgenommen. Dass es sich dabei keineswegs um Ausnahmen handelt, zeigen zahlreiche Erhebungen wie die der Universität Dresden. Von mehr als 2 700 Schülerinnen und Schülern, die 2019 in Dresden eine Grund- oder weiterführende Schule besuchten, gaben mehr als zwei Drittel an, mindestens einmal pro Monat von Kopfschmerzen betroffen zu sein. Dabei traten die Kopfschmerzen bei rund 37 Prozent der Kinder und Jugendlichen nur einmal pro Monat auf, bei fast 32 Prozent aber sogar mehr als doppelt so oft. Kopfschmerz ist damit insgesamt die dritthäufigste Ursache für Fehltage in der Schule.
Zahlreiche Studien lassen vermuten, dass die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen während der letzten 30 Jahre zugenommen hat. Die beiden mit Abstand häufigsten Formen von Kopfschmerzen bei Kindern sind heute Spannungskopfschmerzen und Migräne.
Kopfschmerzen können eine Begleiterscheinung einer Erkrankung sein, zum Beispiel bei einer Erkältung mit Fieber. Dann verschwinden sie meist, wenn die Erkältung vorübergeht. Auch Wachstumsschübe oder eine noch unbehandelte Fehlsichtigkeit kann Kopfschmerzen verursachen. Wenn das Kind jedoch gesund ist und trotzdem über Kopfschmerzen klagt, handelt es sich meist um Spannungskopfschmerzen. Damit reagiert der Körper auf zu viel Trubel und wenn das Kind innerlich angespannt oder aufgeregt ist: Stress, Hektik, Ängste, Ärger und Probleme, ausgelöst durch z. B. Leistungsdruck in der Schule und zu wenig Freizeit. Auch muskuläre Verspannungen durch langes Sitzen im Klassenraum, zu viel Zeit am Bildschirm, zu wenig Bewegung und zu wenig Schlaf können für Spannungskopfschmerzen verantwortlich sein. Diese Ursachen können bei Kindern Migräne erzeugen. Allerdings hat Migräne noch eine starke genetische Komponente. Leiden also bereits Mutter oder Vater unter der Kopfschmerzkrankheit, haben auch Kinder ein erhöhtes Migränerisiko.
Spannungskopfschmerzen und Migräne bei Kindern werden von Kinderärzten weniger als getrennte Krankheiten, sondern als zwei Ausdrucksformen innerhalb eines Kopfschmerzspektrums angesehen. Sie werden deshalb nicht nur über den Schmerz definiert, sondern über ein ganzes Spektrum an Symptomen abhängig vom Entwicklungsstand des Kindes.
Kinder beschreiben Spannungskopfschmerzen meist als einen dumpfen, drückenden oder ziehenden Schmerz vorne im Stirnbereich. Manchmal vergleichen sie ihn auch mit einem Ring, der den Kopf zusammendrückt. Eine Besonderheit ist, dass der kindliche Kopfschmerz häufig gemeinsam mit anderen Symptomen wie Bauch- und Rückenschmerzen auftritt. Allerdings sind Kleinkinder noch nicht in der Lage, Schmerz zu lokalisieren, und zeigen dann auf den Bauch, obwohl der Kopf wehtut. Achten Sie deshalb auch auf andere Symptome, wenn Ihr Kind über Kopfschmerzen klagt: Die meisten Kinder wollen dann nicht mehr spielen, sind müde und blass.
Müde und blass sind auch Kinder und Jugendliche mit Migräne. Meist tritt bei ihnen die Form ohne Aura (Wahrnehmungsstörungen vor dem Kopfschmerz) auf, wobei die Attacken kürzer sind als bei Erwachsenen. Die Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft geben als Untergrenze eine Stunde an, es werden jedoch auch kürzere Attacken beschrieben. Die Frage nach Licht- und Geräuschempfindlichkeit wird zwar oft verneint, allerdings ziehen sich die Kinder oft zurück und schotten sich ab. Nicht selten schlafen sie ein und erwachen nach einigen Stunden, als wäre nichts gewesen.
Ab und an Kopfschmerzen zu haben, ist ganz normal, beispielsweise als Begleiterscheinung einer Erkältung. Klagen Kinder jedoch regelmäßig über Kopfschmerzen, sollten Eltern diese nicht bagatellisieren, sondern einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Denn die Experten der Universität Dresden befürchten, dass Kinder durch regelmäßige Kopfschmerzen und den damit verbundenen Schulausfall in einen Teufelskreis aus Leistungsabfall, Schulangst und sozialer Isolation geraten können. Zudem kann sich ein unbehandelter Kopfschmerz zu einer chronischen Erkrankung bis ins Erwachsenenalter entwickeln.
Die Befragung der Universität Dresden zeigt auch, dass viele der betroffenen Kinder und Jugendlichen ihre Kopfschmerzen selbst behandeln und dazu vor allem zu Schmerzmitteln greifen. Davon raten die Experten dringend ab, denn die häufige Einnahme von Schmerzmitteln kann genau den gegenteiligen Effekt haben und selbst zu Kopfschmerzen führen (auch: medikamenteninduzierter Kopfschmerz, Medikamentenübergebrauchskopfschmerz).
Kopfschmerzen vorzubeugen ist einfacher, als sie zu heilen. Veränderungen im Lebensstil und eine Struktur im Alltag des Kindes helfen, dass Spannungskopfschmerzen seltener auftreten:
Spannungskopfschmerzen werden oft durch Verspannungen der Nacken-, Hals- und Schultermuskulatur ausgelöst. Folgende Maßnahmen können entspannend wirken:
Bei Kindern und Jugendlichen sollten zunächst alle nicht medikamentösen Maßnahmen zur Vorbeugung von Migräneattacken ausgeschöpft werden, ehe zu Medikamenten gegriffen wird. Ein Kopfschmerztagebuch beispielsweise hilft, Auslöser zu identifizieren und zu meiden. Sprechen Sie Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin auf medikamentöse Alternativen an, falls anderweitige Erfolge ausbleiben.
Auch bei der Akutbehandlung haben nicht medikamentöse Maßnahmen Priorität vor Medikamenten. Bei starken Kopfschmerzen im Rahmen einer Erkältung sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um eine Hirnhautentzündung auszuschließen und sich über geeignete Maßnahmen beraten zu lassen. Bei Spannungskopfschmerzen reicht oft schon Ablenkung mit angenehmen Aktivitäten aus, um sie vergessen zu lassen. Schenken Sie Ihrem Kind Zuwendung, legen Sie sein Handy zur Seite und lesen Sie ihm vor. Bei Migräne lassen sich die Attacken mit Reizabschirmung und Schlaf in den Griff bekommen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, ist eine medikamentöse Therapie angezeigt. Das Mittel der ersten Wahl ist Ibuprofen.
Aufgrund fehlender Wirksamkeitsnachweise empfiehlt die Leitlinie folgende alternative Heilmethoden nicht:
Weitere umfangreiche Informationen rund um das Thema Kopfschmerzen finden Sie in unserer Themenwelt Kopfschmerz.
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