Das Knie ist das Gelenk, das am häufigsten von Arthrose betroffen ist. Fachleute sprechen dann von einer Kniearthrose, auch Gonarthrose genannt. In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die Gonarthrose, wie sie entsteht und behandelt wird.
Gelenke können im Laufe der Zeit verschleißen. Bei diesem Prozess nutzt sich die stoßdämpfende Knorpelschicht ab, die die Oberfläche der Knochen überzieht und dafür sorgt, dass sie reibungslos gegeneinander gleiten können. Besonders häufig ist eine solche Arthrose in Gelenken, die stark beansprucht werden – wie beispielsweise im Knie. Laut der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) war bei mehr als der Hälfte der Personen mit Arthrose das Knie betroffen. In diesem Fall sprechen Fachleute von einer Kniearthrose, auch Gonarthrose genannt.
Wichtig zu wissen: Während es sich bei der (Gon)Arthrose um einen fortschreitenden Gelenkverschleiß (mit wiederkehrenden Entzündungen) handelt, ist die Arthritis eine Gelenkentzündung, die auch in völlig gesunden Gelenken auftreten kann.
In der Anfangsphase macht sich die Gonarthrose typischerweise nur bei Belastungen bemerkbar. Dann zwickt, pocht und schmerzt es im Kniegelenk zum Beispiel beim Laufen, beim Niederknien, beim Treppensteigen oder abends, nach einem langen Tag auf den Beinen. Je weiter aber die Gonarthrose voranschreitet, umso häufiger treten die Schmerzen auf und werden stärker. Dann tut das Knie irgendwann auch in Ruhe weh, zum Beispiel nachts. Morgens wachen Betroffene mit einem steifen Knie auf, das erst nach einer Anlaufphase beweglicher wird. Abhängig davon, welcher Teil des Kniegelenks von der Arthrose betroffen ist, kann eher die Innen- oder Außenseite schmerzen:
Ein Gelenk mit einer abgenutzten Knorpelschicht entzündet sich leichter als eines mit einer intakten Knorpelschicht. Denn die permanente Reibung kann die Gelenkinnenhaut reizen. Dann schwillt das Gelenk an, wird warm und steif. Fachleute sprechen dann von einer aktivierten Gonarthrose, die oft schubweise auftritt. Meist lassen die Beschwerden innerhalb von wenigen Tagen wieder nach. Entzündungsepisoden kommen oft überraschend und können daher besonders belastend sein.
Eine Gonarthrose zeigt sich mit
Belastungsschmerzen unter und nach längerer Belastung,
Anlaufschmerzen und/oder Steifheit nach Ruhephasen,
stärkeren Schmerzen beim Tragen von schweren Gegenständen,
stärkeren Schmerzen bei feuchtkaltem Wetter,
knackenden oder knirschenden Geräuschen,
dem Gefühl, als wäre das Knie instabil und würde wegknicken,
einem geschwollenen, warmen und geröteten Knie.
Knorpelerweichung und -schwellung (geschlossene Chondromalazie)
Leichte oberflächliche Auffaserung des Kniegelenkknorpels.
Noch keine Beschwerden bemerkbar.
Fragmentation und Fissurierung in einem Areal < 1,3 cm
Einrisse und breite Auffaserungen des Kniegelenkknorpels.
Erstes Auftreten von Osteophyten möglich.
Fragmentation und Fissurierung in einem Areal > 1,3 cm
Großflächige Risse und breite Auffaserungen des Kniegelenkknorpels.
Der Knorpel bedeckt aber noch den Knochen. Der Gelenkspalt verengt sich nach und nach.
Bis an den Knochen unterhalb des Knorpels reichende Knorpelerosion
Der Kniegelenkknorpel ist großflächig beschädigt.
Die Knochen reiben aufeinander. Es kommt zu einer Gelenksversteifung und zu schmerzhaften Entzündungen und Schwellungen.
Es gibt viele Gründe, warum sich Gelenke abnutzen. Während sekundäre Arthrosen als Folge anderer Krankheiten oder Verletzungen entstehen, treten primäre Arthrosen ohne besonderes Vorereignis auf. Der Gelenkverschleiß ist dann meist Folge des natürlichen Alterungsprozesses, von jahrelangem Leistungssport, erblicher Veranlagung und Übergewicht. So kommt es bei Erwachsenen zu einer Gonarthrose, wenn
Eine Gonarthrose sollte so schnell wie möglich als solche erkannt werden. Denn nur mit einer frühzeitigen Diagnose lässt sich rasch mit einer wirksamen Therapie beginnen und dauerhafte Gelenkschäden können verhindert werden. Bei einer ausführlichen Anamnese wird der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin die Symptome abfragen und wissen wollen, wann sie auftreten. Bei einer körperlichen Untersuchung des Knies lassen sich Schwellungen, Rötungen und eine Überwärmung erkennen. Funktionstests können Aufschluss über die Beweglichkeit, Stabilität und Schmerzreaktion des Kniegelenks geben. Zur Bestätigung der Diagnose werden meist bildgebende Verfahren des betroffenen Kniegelenks hinzugezogen. Mit der Magnetresonanztomographie (MRT) lassen sich vor allem frühe Veränderungen am Weichteilgewebe wie Knorpel und Knorpelmatrix sichtbar machen, mit einer Röntgenaufnahme vor allem die Spätfolgen an den Knochen.
Wie alle Arthrosen ist auch eine Gonarthrose in der Regel nicht heilbar. Allerdings gelingt es in vielen Fällen, den Schmerz zu lindern und das betroffene Knie beweglich zu halten. Am besten wirkt eine Kombination aus therapeutischem Training beziehungsweise leichtem Sport, stützenden Bandagen und Orthesen. Eine medikamentöse Behandlung ist sinnvoll, wenn Schmerzen die Beweglichkeit und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Ein weiterer wichtiger Baustein in der Gonarthrose-Therapie ist die Ernährung, da sie den Krankheitsverlauf ebenfalls positiv beeinflussen kann.
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. empfiehlt in ihrer S2k-Gonarthrose-Leitlinie sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac als Wirkstoffe der ersten Wahl. Ihre entzündungshemmende Wirkung dämpfen die entzündlichen Prozesse im Gelenk und können damit den fortschreitenden Knorpelverschleiß stoppen. Lokal als Gel oder Creme aufgetragen, wirken sie gut auf oberflächennahe Gelenke ein und haben ein geringes Risiko für systemische Nebenwirkungen. Bei unzureichender Wirksamkeit oder Hautreizungen kann für eine begrenzte Dauer auf Tabletten gewechselt werden, wobei auf eine möglichst niedrige Dosierung zu achten ist.
Falls NSAR nicht ausreichend wirken, kann bei akuten Schüben die Injektion von Cortikosteroiden in die Gelenkkapsel kurzfristig Linderung verschaffen. Sogenannte Opioide sollten nur als letztes Mittel bei starken Schmerzen und Fällen zum Einsatz kommen, bei denen die üblichen Mittel nicht anschlagen. Sie sollten möglichst niedrig dosiert und kurzfristig verabreicht werden.
Von Paracetamol rät die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. ab.
Gonarthrose-Betroffene können sich im Sanitätshaus zu Orthesen und Bandagen beraten lassen. Eine Orthese ist ein medizinisches Hilfsmittel, das äußerlich um das Knie getragen wird und Gelenke, Bänder und Knochen stabilisiert. Sie entlastet das Gelenk und minimiert so den Schmerz. Bandagen wirken ähnlich, sind allerdings flexibler gestaltet und bieten in der Regel mehr Bewegungsfreiheit. Die stützende, stabilisierende und entlastende Wirkung ist bei einer Orthese höher als bei einer Bandage.
Wer Schmerzen hat, neigt oft zu einer Schonhaltung und versucht, das Knie möglichst nicht zu bewegen. Das Problem: Ohne Bewegung verkümmern die Muskeln um das Gelenk und stabilisieren es nicht mehr ausreichend. Das kann das Gelenk zusätzlich belasten und die Schmerzen verstärken. Zudem sind Gelenke auf den Wechsel aus Be- und Entlastung angewiesen, da sie nur so Gelenkflüssigkeit mit frischen Nährstoffen aufnehmen können. Bei Gonarthrose ist ausreichende Bewegung daher ausdrücklich empfohlen, sofern das Gelenk nicht gerade entzündet und geschwollen ist. Studien zeigen, dass Genarthrose-Patienten von Bewegungstherapie profitieren. Folgende Maßnahmen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. in ihrer S2k-Gonarthrose-Leitlinie:
Von folgenden Maßnahmen rät die S2k-Gonarthrose-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. ab:
Gut geeignet bei Gonarthrose sind gelenkschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking, Skilanglauf oder Kräftigungsübungen – jedoch in Intensität und Häufigkeit immer an den Betroffenen individuell angepasst. High-Impact-Sportarten mit hohen Belastungen sollten unbedingt vermieden werden.
Auch über die Ernährung lässt sich der Krankheitsverlauf einer Gonarthrose günstig beeinflussen. Eine gut zusammengestellte Kost ist reich an Kohlenhydraten, Eiweiß und gesunden Fetten und versorgt den Knorpel mit allen lebenswichtigen Nährstoffen, die er braucht. Dazu zählen vor allem die Vitamine C, D und K und die Mineralstoffe Calcium, Zink und Mangan. Lebensmittel mit entzündungshemmenden (antiinflammatorischen) Inhaltsstoffen können außerdem dazu beitragen, entzündete Gelenke zu lindern. Zuletzt hilft eine ausgewogene Ernährung, das Körpergewicht zu halten oder sogar zu reduzieren und dadurch die Knie zu entlasten.
Auf den Speiseplan gehören deshalb viel Gemüse und viele Getreidevollkornprodukte. Fetter Fisch wie Lachs oder Makrele, pflanzliche Öle sowie Lein- und Chiasamen sind reich an Omega-3-Fettsäuren, die nachweislich entzündungshemmende Eigenschaften haben. Ebenso enthalten Beeren (vor allem Blaubeeren und Hagebutten), grünes Blattgemüse und Gewürze wie Kurkuma und Ingwer antioxidative Verbindungen, die ebenfalls Entzündungen entgegenwirken können. Die positive Wirkung einer längeren Einnahme von Hagebuttenpulver bei Arthrose ist sogar durch Studien belegt.
Unbedingt einzuschränken ist der Verzehr von Lebensmitteln mit entzündungsfördernden Stoffen. Dazu gehören insbesondere rotes Fleisch, Wurst, Süßwaren und Weißmehlprodukte. Milchprodukte sind reich an lebenswichtigem Calcium, fördern durch ihren Gehalt an Arachidonsäure jedoch auch entzündliche Prozesse. Fettarme Milchprodukte wie Milch, magerer Käse (zum Beispiel Edamer), Naturjoghurt, Magerquark oder Buttermilch sind daher empfehlenswert, nur in Maßen sollten Sahne, Crème fraîche oder Käse der höheren Fettstufen (zum Beispiel Weichkäse) verzehrt werden.
Betroffene sollten außerdem ausreichend trinken, am besten mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag.
Bringen konservative Therapiemethoden keine zufriedenstellende Besserung, kann eine Operation erwogen werden. Hierbei wird grundsätzlich zwischen gelenkersetzenden (Knieendoprothese) und gelenkerhaltenden Operationen unterschieden.
Zu den gelenkerhaltenden Operationsverfahren gehören
Zu den gelenkersetzenden Operationsverfahren gehören
Nichts beansprucht Gelenke so sehr wie ein hohes Körpergewicht und stoßartige Bewegungen, wie sie zum Beispiel in High-Impact-Sportarten wie Tennis oder Fußball ausgeübt werden. Einer Gonarthrose lässt sich daher mit einem normalen Körpergewicht sowie regelmäßiger Bewegung vorbeugen.
Liegepositionen verstärken oft den Druck auf entzündete Bereiche. Zudem ist in Ruheposition die Durchblutung verlangsamt und entzündliche Prozesse werden stärker spürbar.
Bei Kniearthrose (Gonarthrose) sind flache, gut gedämpfte Schuhe ideal, die Stoßbelastungen reduzieren und die Gelenke entlasten. Schuhe mit stabiler Fersenkappe, guter Passform und leichtem Abrollverhalten fördern eine gleichmäßige Gewichtsverteilung. Vermeiden Sie hohe Absätze, da sie die Belastung auf Knie und Gelenke erhöhen.
Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei Kniearthrose variiert je nach Schmerzgrad, Entzündungszustand und Therapieerfolg. Bei akuten Schüben oder nach operativen Eingriffen kann die Genesung einige Wochen dauern. Viele Betroffene arbeiten jedoch trotz Arthrose, da die Erkrankung langfristig durch Physiotherapie und gezielte Maßnahmen stabilisiert werden kann.
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