Clusterkopfschmerzen treten gehäuft auf mit bis zu acht Attacken pro Tag. Betroffene haben oft jahrelang Ruhe, bis der Schmerz plötzlich zurückkehrt. Wie diese Form von Kopfschmerzen diagnostiziert wird und was Sie dagegen tun können, lesen Sie hier.
„Als würde einem ein Messer ins Auge gestoßen“ – so erklärt die Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, wie sich Clusterkopfschmerzen anfühlen. Das englische Wort „Cluster“ bedeutet so viel wie „Häufung“ und beschreibt diese extrem schmerzhafte Form von Kopfschmerzen sehr gut. Charakteristisch für Clusterkopfschmerzen ist nämlich, dass sie in einem Zeitraum von Wochen oder Monaten gehäuft auftreten, dann seltener werden, um teilweise sogar für Jahre komplett zu verschwinden. Innerhalb einer solchen Kopfschmerzepisode treten Clusterkopfschmerzen mehrmals täglich auf, wobei eine einzelne Kopfschmerzattacke zwischen 15 Minuten und 3 Stunden dauert. Oft werden die Betroffenen ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen durch den Kopfschmerz wieder wach. Das Besondere: Clusterkopfschmerzen sind immer einseitig links oder rechts, beginnen im Augen- oder Schläfenbereich und können bis zum Kiefer oder Hinterkopf hin ausstrahlen. Typisch sind auf der betroffenen Gesichtsseite folgende Symptome:
Der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. zufolge ist einer von 1000 Menschen betroffen, Männer dreimal so häufig wie Frauen. Menschen mit chronischen Clusterkopfschmerzen haben über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr keine oder kaum kopfschmerzfreie Zeiten. Die Lebenserwartung von Patienten mit Clusterkopfschmerzen entspricht der von gesunden Menschen.
Clusterkopfschmerzen gehören – ebenso wie Spannungskopfschmerzen und Migräne – zu den primären Kopfschmerzen, die ohne bestimmte Ursache auftreten. Nicht immer lässt sich das jeweilige Beschwerdebild eindeutig einer bestimmten Art von Kopfschmerz zuordnen, da jeder Mensch Schmerzen anders empfindet. Dennoch gibt es Symptome, die für jede Kopfschmerzart charakteristisch sind:
Bislang sind die Ursachen für Clusterkopfschmerzen nicht eindeutig geklärt. Der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. zufolge scheinen erweiterte oder entzündete Blutgefäße nicht, wie früher vermutet, die Ursache für den Kopfschmerz zu sein, sondern eine Folge. Stattdessen gehen Experten heute davon aus, dass die Ursache für Clusterkopfschmerzen im Hypothalamus liegt. So heißt ein bestimmtes Hirnareal, das beispielsweise den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Für diese Theorie spricht das tageszeitliche Verteilungsmuster der Clusterkopfschmerzen, das gehäufte Auftreten von Episoden im Frühling und Herbst sowie die bei Betroffenen gehäuft auftretende Störung von Hormonen, die den Tagesrhythmus steuern, wie etwa Melatonin.
Allerdings sind Trigger (Auslöser) bekannt, die innerhalb einer Kopfschmerzepisode eine neue Attacke auslösen können. Bestätigt ist ein Zusammenhang mit Alkohol, Aufenthalt in großen Höhen und nitroglyzerinhaltigen Medikamenten, zum Beispiel gegen Brustenge bei koronarer Herzkrankheit. Stress, Gerüche und bestimmte Lebensmittel gelten als Trigger, allerdings ist deren Zusammenhang nicht durch Studien belegt.
Die quälenden Schmerzen lassen Betroffene von Clusterkopfschmerzen früher oder später ärztliche Hilfe suchen. Ansprechpartner ist der Hausarzt oder die Hausärztin beziehungsweise ein/eine auf Kopfschmerzen spezialisierte*r Neurolog*in. Zur Diagnose der Clusterkopfschmerzen werden die Kriterien der International Headache Society herangezogen. Die Diagnose basiert auf einem ausführlichen Patientengespräch, in dem der Arzt die Häufigkeit, Dauer, Art und Stärke der Kopfschmerzen und möglicher Begleitsymptome erfragt. Zur Diagnose gehört auch eine umfassende körperliche Untersuchung, um Grunderkrankungen auszuschließen. Die Fachgesellschaften empfehlen beispielsweise, eine Computer- oder Kernspintomografie des Kopfes durchzuführen.
Clusterkopfschmerzen sind bislang nicht heilbar, lassen sich jedoch sowohl in Intensität als auch Häufigkeit mildern. Mittel der ersten Wahl nach den Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft ist das Inhalieren von Sauerstoff. Obwohl der zugrunde liegende Mechanismus noch immer unklar ist, sprechen circa 60 bis 70 Prozent der Patienten und Patientinnen darauf an. Entscheidend für die Wirksamkeit ist, dass die Behandlung sofort bei Beginn der Attacke erfolgt. Patienten bewahren die Sauerstoffflaschen deshalb nach einer ärztlichen Verordnung bei sich zu Hause auf. Außerdem werden Clusterkopfschmerzen medikamentös behandelt. Mittel der Wahl sind gefäßverengende Wirkstoffe (sogenannte Triptane), die wahlweise als Spritze oder Nasenspray verabreicht werden. Wirkt eine medikamentöse Therapie nicht, ist eine Operation zu erwägen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Clusterkopfschmerztherapie ist die vorbeugende Behandlung. Mittel der Wahl sind sogenannte Kalziumantagonisten wie etwa Verapamil, die den Entzündungsprozess bremsen. Zusätzlich kommen Glukokortikoide in Betracht, wenn sich der Wirkeintritt der Kalziumantagonisten verzögert. Mittel der zweiten Wahl sind Lithium und Topiramat.
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