Eine Krebserkrankung kann mit vielen Untersuchungen bestätigt oder ausgeschlossen werden. Mit einem Blutbild können Ärztinnen und Ärzte als erstes die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen bestimmen. Auch allgemeine Parameter im Blut geben Auskunft über den Zustand der Patientin oder des Patienten und die Funktionsfähigkeit ihrer oder seiner Organe.
Allein über ein kleines oder großes Blutbild ist es jedoch nicht möglich – außer im Falle von Blutkrebs – eine Tumorerkrankung zuverlässig nachzuweisen. Bestimmte Blutwerte können zwar erhöht sein, sie können aber auch völlig in der Norm liegen und trotzdem ist eine Krebserkrankung nicht vollständig auszuschließen.
Blut besteht aus Plasma und Blutzellen. Während das Plasma mit rund 55 Prozent den flüssigen Anteil ausmacht, sind die restlichen 45 Prozent Blutzellen. Wird ein Blutbild gemacht, werden die Parameter der Blutzellen bestimmt, sprichwörtlich die Blutwerte.
In einem kleinen Blutbild werden die verschiedenen Blutzellen – rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten), außerdem das Hämoglobin und Hämatokrit – bestimmt. Hämoglobin ist als eisenhaltiger Proteinkomplex für den Sauerstofftransport zuständig. Hämatokrit gibt das Verhältnis zwischen flüssigen und festen Bestandteilen im Blut an. Dazu kommen noch Werte wie MCH, MCV und MCHC. Sie helfen bei der Diagnostik von sogenannten Anämien, bei denen die Zahl der roten Blutkörperchen zu niedrig ist.
Ein großes Blutbild umfasst das kleine Blutbild und ein Differenzialblutbild. Hierbei werden zusätzlich die Untertypen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) genauer analysiert. Andere Parameter wie Hormone oder Cholesterin beispielsweise werden nicht bestimmt.
Die Bestimmung des Blutbildes erfolgt heutzutage in einem Automaten. Für die Grundparameter ist dies eine praktisch gut erprobte Methode, es gibt jedoch auch Einschränkungen. Bei bestimmten Verdachtslagen muss immer zusätzlich ein mikroskopisches Differenzialblutbild erstellt werden.
Für viele Krebsarten können sogenannte Tumormarker im Blut bestimmt werden. Allerdings befinden sich Tumormarker auch im Blut gesunder Menschen. Wenn ein Krebs vorliegt, gibt es meist jedoch eine höhere Menge an Tumormarkern im Blut.
Zu den Tumor- oder Krebsmarkern zählen die Werte AFP, CA 125, CA 15-3, CA 19-9, CEA, CYFRA, hCG, NSE, PSA, SCC, Thyreoglobulin und TPA. Es handelt sich um Zucker-Eiweiß-Stoffe, die helfen, den Verlauf einer Krebserkrankung zu beurteilen.
Nachfolgend wird auf die Blutwerte bei unterschiedlichen Krebsarten eingegangen.
Bei Lungenkrebs ist meist der Wert CA 15-3 (Carbohydrate-Antigen 15-3) erhöht. Allerdings kann dieser erhöhte Wert auch auf eine HIV-Infektion, auf Entzündungen oder gutartige Erkrankungen der Brust hinweisen. Darüber hinaus kann dieser Tumormarker bei Patientinnen mit Brustkrebs, Eierstockkrebs oder Gebärmutterkörperkrebs erhöht sein. Bei Frauen mit metastasiertem Brustkrebs bestimmen Ärztinnen und Ärzte CA 15-3, um zu überprüfen, ob die gewählte Therapie wirkt.
Der Tumormarker AFP (Alpha-Fetoprotein) wird als Eiweiß nur vor der Geburt vom Fötus gebildet. Bei Kindern und Erwachsenen weisen hohe Werte auf eine Krebserkrankung hin, vor allem auf Leber- oder Hodenkrebs. Der Wert kann allerdings auch bei Patienten mit einer Leberzirrhose oder anderen gutartigen Lebererkrankungen erhöht sein. Ärzte setzen den Marker zur Diagnose, Prognoseeinschätzung, Verlaufskontrolle und bei der Nachsorge ein.
Auch der Tumormarker hCG (humanes Choriongonadotropin) findet sich in erhöhten Werten bei Hodenkrebs, Leberkrebs und beim Nierenzellkarzinom.
Erhöhte Werte von CA 125 (Cancer-Antigen 125) liegen bei vielen Frauen mit Eierstockkrebs sowie bei Menschen mit Tumoren des Verdauungstraktes vor. Der Marker zeigt aber auch gutartige Erkrankungen wie Entzündungen im Bauch- und Beckenbereich an.
CA 19-9 (CA = Cancer Antigen) als Tumormarker findet sich in erhöhten Werten bei Betroffenen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, Magenkrebs oder Darmkrebs. Der Wert kann allerdings auch bei Leberschädigungen, Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder Erkrankungen der Gallenwege steigen.
Bei manchen Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs bestimmen Ärzte CA 19-9 zur Abschätzung der Prognose, zur Verlaufskontrolle und in der Nachsorge.
Tumormarker, die von Magenkarzinomen produziert und im Blut angezeigt werden können, sind CEA (Carcinoembryonales Antigen), CA 72-4 und CA 19-9.
Diese Tumormarker sind jedoch nicht bei allen Magenkrebspatienten vorhanden. Auf der anderen Seite können sie auch bei Gesunden vorkommen. Für die „Diagnose Magenkrebs“ spielen sie nur eine untergeordnete Rolle. In der Nachsorge können diese Tumormarker jedoch zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs herangezogen werden, sofern sie bei der Erstdiagnose erhöht waren.
CEA ist ein Tumormarker, der bei Betroffenen mit Darmkrebs erhöht sein kann, aber auch bei Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brustkrebs oder Lebermetastasen. Entzündliche Erkrankungen von Leber, Bauchspeicheldrüse, Darm und weiteren Organen können ebenfalls zu erhöhten CEA-Werten führen.
Einsatzmöglichkeiten können sein: Bei Patienten, die Darmkrebs hatten, bestimmen die Ärztinnen und Ärzte CEA regelmäßig bei den Nachsorgeuntersuchungen. Ein erhöhter Wert kann einen Rückfall anzeigen.
Zirkulierende Tumorzellen, sogenannte CTCs, haben sich vom Ursprungstumor abgelöst und schwimmen frei im Blut. Der Nachweis von CTCs gelingt bei verschiedenen Tumorarten. Am besten eignet sich die Bestimmung zirkulierender Tumorzellen bislang zur Prognose bei Brustkrebspatientinnen.
Der Tumormarker hCG ist ebenfalls häufig bei Brustkrebspatientinnen erhöht. Normalerweise bildet der Körper hCG in der Schwangerschaft. Deshalb wird hCG auch bei einem Schwangerschaftstest bestimmt.
Das PSA (Prostataspezifisches Antigen) wird fast ausschließlich in der Prostata gebildet. Bei Patienten mit Prostatakarzinom ist dieser Wert im Blut erhöht. Er kann aber auch gutartige Veränderungen und Entzündungen der Prostata anzeigen.
Für die Diagnose von Non-Hodgkin-Lymphomen ist das Blutbild, besonders das Differenzialblutbild, bedeutsam. Anhand des Blutbildes kann der Arzt oder die Ärztin den Anteil der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen bestimmen. Das Differenzialblutbild gibt Aufschluss über die prozentuale Verteilung und die Funktion der verschiedenen weißen Blutzellen, zu denen auch die Lymphozyten gehören. Daraus kann der Arzt schließen, ob eine krankhafte Über- oder Unterproduktion der verschiedenen Blutzelltypen vorliegen.
Zu den Untersuchungen gehören unter anderem die Auszählung eines Blutzellausstrichs unter dem Mikroskop (Blutbild und Differenzialblutbild), die Bestimmung der Bluteiweiße und Immunglobuline (Antikörper) und die Messung der Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (Blutsenkung). Außerdem wird nach Virusinfektionen gesucht, die ebenfalls vergrößerte Lymphknoten verursachen beziehungsweise an der Lymphom-Entstehung beteiligt sein können.
Da bei Lymphomen das Blutbild nicht immer verändert ist, zum Beispiel, weil sich die Erkrankung noch im Frühstadium befindet, ist die Blutuntersuchung für eine sichere Diagnose nicht ausreichend. Sie muss durch eine Gewebeuntersuchung ergänzt werden.
Bei manchen Lymphom-Formen werden bereits in frühen Krankheitsstadien Lymphomzellen in großer Zahl ins Blut abgegeben. Das ist zum Beispiel bei den sogenannten leukämischen Lymphom-Formen wie der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) der Fall. Hier kann die Blutuntersuchung – gemeinsam mit einer Knochenmarkuntersuchung – der Sicherung der Diagnose dienen und damit eine Lymphknotenentnahme überflüssig machen. Zur genauen Bestimmung des Lymphomtyps werden Blutproben mithilfe der Immunzytochemie, der Durchflusszytometrie, der Zytogenetik und der Molekulargenetik untersucht.
Bei einer Leukämie, das heißt einer Krebserkrankung des blutbildenden Systems im Knochenmark, wird das Blut oft mit einer erhöhten Anzahl von Leukozyten (weißen Blutkörperchen) überschwemmt. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen im Blut kann bei der Diagnose jedoch auch normal oder sogar niedrig sein.
Der Leukozyten-Normwert liegt bei einem gesunden Menschen zwischen 4.000 und 11.000 Leukozyten pro Mikroliter (µl).
Ist er um ein Wesentliches erhöht, weist dies häufig auf eine Infektion oder Entzündung hin, die sich aktuell im Körper befindet. Grundsätzlich produziert das Knochenmark unter folgenden Bedingungen mehr weiße Blutkörperchen:
In vielen Fällen ist die Ursache erhöhter Leukozytenwerte harmlos. Schon eine schlichte Erkältung kann die Anzahl der weißen Blutkörperchen im Blut erhöhen.
Zu den Entzündungswerten, die mithilfe einer Laboruntersuchung des Blutes festgestellt werden können, zählen drei Messwerte: Die Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP), die Blutsenkungsgeschwindigkeit und die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Ein oder mehrere erhöhte Werte weisen auf eine Entzündung im Körper hin. Allerdings können die Entzündungswerte auch aufgrund anderer Auslöser außerhalb der Norm liegen, zum Beispiel bei Stress, in der Schwangerschaft oder bei Rauchern. Zusätzliche Entzündungszeichen sind eine erhöhte Körpertemperatur oder die Ausscheidung von Leukozyten im Urin.
Bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen sind die Entzündungswerte im Blut häufig erhöht. Der CRP-Wert bei Krebs kann zum Beispiel bei einem Lymphom (Lymphdrüsenkrebs) oder Sarkom (Tumoren im Bindegewebe, in Muskeln oder Knochen) auffällig sein. Aus dem erhöhten CRP lässt sich jedoch nicht auf die Krebsart schließen.
Der Arzt oder die Ärztin entnimmt Blut aus einer Vene und untersucht es auf seinen Anteil an roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen. Auch die prozentuale Verteilung und das Aussehen der verschiedenen weißen Blutzellen (Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten) werden überprüft (Differenzialblutbild).
Durch neue Technologien ist es möglich, immer präziser Veränderungen der Zellen sowohl im Aussehen (zytologisch) als auch im Erbgut der Zellen (zytogenetisch) festzustellen. Diese genauen Informationen helfen bei der richtigen Therapiewahl und verbessern so die Prognose.
Metastasen bedeuten, dass eine Krebserkrankung schon weiter fortgeschritten ist. Krebszellen haben sich aus dem ursprünglichen Tumor gelöst und Ableger gebildet. Ärzte unterscheiden Lymphknotenmetastasen in der Tumorregion und Fernmetastasen in anderen Organen.
Am häufigsten bilden sich Metastasen in der Leber, Lunge, den Knochen und im Gehirn – je nach Krebsart.
Bei einer fortgeschrittenen Metastasierung werden in der Regel veränderte Blutwerte gemessen, unter anderem erhöhte Leberwerte, erhöhte Kalziumwerte oder eine Veränderung der Blutsalze.
Blutkontrollen sind fast immer unverzichtbarer Bestandteil einer Krebs-Behandlung.
Die Kosten hängen entscheidend von den zu untersuchenden Tumormarkern und den Methoden der Bestimmung ab. Ein großes Blutbild ohne Tumormarker kostet um die 100 Euro. Einzelne Tumormarker kosten zwischen 25 und 100 Euro. Ein großes Blutbild mit Bestimmung verschiedener Tumormarker kann bis zu 500 Euro kosten.
Bei fortgeschrittenem Krebs sind häufig die Entzündungswerte, wie zum Beispiel das CRP erhöht. Weiterhin können verschiedene Tumormarker bei verschiedenen Krebserkrankungen, meist auch im fortgeschrittenen Stadium, höher sein.
Bei einer Leukämie (Krebserkrankung des blutbildenden Systems) ist die Anzahl der Leukozyten stark erhöht.
Nein, außer Blutkrebs ist keine Krebserkrankung allein anhand eines großen Blutbildes erkennbar.
Nein, eine Krebserkrankung ist nicht in einem kleinen Blutbild erkennbar.
Fortgeschrittene Tumore sind im Blut nur über bestimmte Tumormarker nachzuweisen. Diese müssen zusätzlich zum großen Blutbild herangezogen werden.
Hohe Entzündungswerte können auf eine fortgeschrittene Tumor-Erkrankung hinweisen. Sie können aber auch bei Stress, einer Schwangerschaft, Rauchern und Infektionen auftreten.
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