Eine Osteochondrose ist eine schleichende Erkrankung der Gelenke, die sowohl Knorpel als auch Knochen betrifft. Oft ist sie eine Folge jahrzehntelanger Fehl- oder Überbelastung, die sich mit der Zeit durch unangenehme Schmerzen bemerkbar macht. In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die Osteochondrose und ihre Behandlungsmöglichkeiten.
Stark beanspruchte Gelenke verschleißen mit der Zeit – sei es durch chronische Fehlbelastungen, schwere körperliche Arbeit oder durch Übergewicht mit zu wenig Bewegung. Weil sich dadurch nicht nur die Knochen (osteo) verändern, sondern auch der Knorpel (chondros), hat sich für diese Erkrankung der Name Osteochondrose durchgesetzt. Sie wird in folgende Formen unterteilt:
Den Beinamen „intervertebralis“ („vertebra“ = Wirbel) trägt eine Osteochondrose, wenn sie an der Wirbelsäule auftritt. Verknöcherte Auswüchse an den Wirbeln (sogenannte Spondylophyten) gleichen dann aus, dass die Bandscheiben verschleißbedingt flacher geworden sind und die Wirbel Belastungen nicht mehr im gewünschten Maße abpuffern können. Reiben angrenzende Spondylophyten aneinander, klagen die Betroffenen über dumpfe, tief sitzende Rückenschmerzen. In fortgeschrittenem Stadium sind auch Bewegungseinschränkungen möglich. Drücken die Spondylophyten auf den Wirbelkanal (Stenose), kann es zu neurologischen Ausfällen kommen, mit der Folge, dass sich ein Taubheitsgefühl in Händen oder Beinen einstellt. Neben den sieben Wirbeln der Halswirbelsäule (HWS) sind besonders die fünf Wirbel der Lendenwirbelsäule (LWS) anfällig für eine Osteochondrose, da sie die größte Last des menschlichen Körpers tragen.
Zur Bestimmung des Schweregrades einer Osteochondrosis intervertebralis wird die Modic-Klassifikation herangezogen. Sie beschreibt den Zustand des Wirbelsäulenabschnittes, der sich bei einer Magnetresonanztomografie (MRT) zeigt:
Aus einer fortgeschrittenen Osteochondrose kann sich eine Spondylose entwickeln, bei der die Degeneration an den Wirbelkörpern weiter fortschreitet.
Den Beinamen „dissecans“ trägt eine Osteochondrose, wenn in einem Gelenk Areale des Knochens und des Knorpels absterben. Langfristig können sich sogar Teile ablösen (sogenanntes Dissekat) und frei im Gelenk bewegen. Das führt zu starken Schmerzen und kann Blockaden verursachen. Eine Osteochondrosis dissecans kann in den meisten großen Gelenken des menschlichen Körpers auftreten, besonders häufig aber im Knie, im oberen Sprunggelenk und im Ellbogen. Die Ursachen der Osteochondrosis dissecans sind nicht vollständig geklärt.
Eine Osteochondrosis dissecans tritt oft am wachsenden Skelett auf. Betroffen sind daher vor allem sehr sportliche Jugendliche und junge Erwachsene. Wird Erwachsenen eine Osteochondrosis dissecans diagnostiziert, handelt es sich um eine Form der Erkrankung, die im Jugendalter nicht erkannt wurde, weil sie möglicherweise symptomarm verlief. Die ICRS-Klassifikation der International Cartilage Research Society (ICRS) teilt den Krankheitsverlauf in vier Stadien ein:
Den Beinamen „pubica“ trägt eine Osteochondrose, wenn sie an der Schambeinfuge auftritt. Die Patienten leiden unter wiederkehrenden ziehenden Schmerzen im Schambeinbereich. Weitere Osteochondrosen sind Morbus Köhler, das Legg-Calvé-Perthes-Syndrom, das Osgood-Schlatter-Syndrom, Morbus Scheuermann, das Freiberg-Syndrom, das Panner-Syndrom, das Blount-Syndrom und Morbus Sever.
Zudem werden folgende Stadien und Begriffe unterschieden:
Eine Osteochondrose zeigt sich üblicherweise durch Beschwerden im betroffenen Gelenk. Sie kann daher die Lebensqualität Betroffener stark beeinträchtigen. Die Lebenserwartung senkt sie allerdings nicht.
Osteochondrosis intervertebralis
Osteochondrosis dissecans
Ursachen für eine Osteochondrose sind stets Verschleißerscheinungen als Folge jahrelanger Fehl- beziehungsweise Überbelastung. Dafür gibt es viele Gründe:
Für die Diagnose der Osteochondrose ist eine ausführliche Befragung (Anamnese) wichtig. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin wird erfragen, ob das betroffene Gelenk schon einmal verletzt war und vielleicht sogar operiert wurde. Außerdem benötigt er oder sie einen Überblick über die aktuelle Symptomatik: Wann haben die Beschwerden begonnen? Unter welchen Umständen treten sie auf, zum Beispiel nur in der Bewegung oder permanent? Wie intensiv sind sie und strahlen sie aus? Beeinträchtigen sie die Beweglichkeit des Gelenks?
Die Diagnostik kann erfolgen durch:
Eine anschließende körperliche Untersuchung hilft, den Verdacht auf eine Osteochondrose zu erhärten und gleichzeitig andere Erkrankungen auszuschließen. Dazu wird der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin das betroffene Gelenk abtasten. Durch sanften Druck ist es möglich, Schwellungen und andere Auffälligkeiten wie etwa eine Überwärme zu spüren, Rötungen zu sehen und zu bemerken, wenn der Patient oder die Patientin druckempfindlich reagiert. Außerdem wird getestet, wie beweglich das Gelenk ist. Oft verändert sich bei einer Osteochondrose der Gang, zum Beispiel durch Hinken.
Ein bildgebendes Verfahren schließt die Untersuchung ab. Der Zustand der Knochen lässt sich mithilfe eines Röntgenbildes gut beurteilen. Für die Bewertung des Zustandes von Bandscheiben, Knorpeln, Sehnen oder der Muskulatur ist eine Magnetresonanztomografie (MRT) notwendig. Auch Entzündungen oder Wasseransammlungen sind dort zu sehen. Der Schweregrad der Osteochondrose bestimmt, wie die nachfolgende Therapie aussieht.
Die Behandlung einer Osteochondrose ist sehr individuell und wird danach ausgerichtet, welches Gelenk betroffen ist, wie stark die Schädigung bereits vorangeschritten ist und wie alt der Patient oder die Patientin ist. Eine Osteochondrose ist degenerativ, heilt also nicht ab. Deshalb steht die Behandlung ihrer Symptome im Vordergrund, um den Betroffenen Schmerzen zu ersparen und die volle Bewegungsfähigkeit des Gelenkes zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen.
Bei akuten Beschwerden können schmerzlindernde und gegebenenfalls entzündungshemmende Medikamente eingenommen oder direkt in das betroffene Gelenk injiziert werden. Auch Wärme empfinden viele Betroffene als angenehm. Manchen hilft es, das betroffene Gelenk zusätzlich über mehrere Wochen zu schonen. Das bedeutet nicht nur eine konsequente Sportpause, sondern schließt unter Umständen das Gehen mit Unterarmgehstützen, einem Korsett oder die Anlage eines Gipses für einige Wochen ein. Denn das mindert die Druckbelastung und verbessert die Durchblutung.
Ist die Osteochondrose so weit fortgeschritten, dass sie anhaltende Schmerzen verursacht und die Lebensqualität erheblich einschränkt, kann auch eine Operation in Betracht gezogen werden. Dabei wird beispielsweise das abgelöste oder freie Dissekat einer Osteochondrosis dissecans mit Schrauben wieder an seinem ursprünglichen Platz fixiert. Alternativ lässt es sich vollständig entfernen und der geschädigte Knorpel mit einer Knorpeltransplantation auffüllen. Die geschädigten Wirbelsäulensegmente einer Osteochondrosis intervertebralis hingegen werden beispielsweise versteift oder die geschädigten Bandscheiben durch eine Prothese ersetzt.
Osteochondrose-Betroffene profitieren von aktivem Muskelaufbau, denn durch starke Muskeln wird das betroffene Gelenk stabilisiert. Bei einer Osteochondrosis intervertebralis sind zum Beispiel rückenschonende Ausdauersportarten wie Schwimmen, Wassergymnastik, Nordic Walking und Radfahren empfehlenswert. Besteht eine Adipositas, ist eine Gewichtsreduktion ratsam.
Zusätzlich lohnt die therapeutische Begleitung durch einen Physiotherapeuten oder eine Physiotherapeutin. Er oder sie kennt einfache Übungen, mit denen sich die Muskulatur um das geschädigte Gelenk stabilisieren lässt.
Präventiv ist es wichtig, die Gelenke zu schonen – zum Beispiel, indem Sie Ihr Gewicht reduzieren. Einseitige Belastungen lassen sich mithilfe einer gesunden Körperhaltung vermeiden. Dazu gehören auch richtiges Heben und Tragen von Lasten sowie eine gesunde Rückenmuskulatur mit entsprechenden Bewegungen oder auch Sport. Eine wichtige Rolle im Knochen- und Knorpelstoffwechsel spielen auch Kalzium und Vitamin D. So kann eine ausgewogene Ernährung dazu beitragen, der Entstehung einer Osteochondrose oder deren Fortschreiten entgegenzuwirken.
Eine Osteochondrose ist eine schleichende Erkrankung der Gelenke, die sowohl Knorpel als auch Knochen betrifft. Sie entsteht, wenn stark beanspruchte Gelenke weiter verschleißen. Sie ist eine Folge jahrzehntelanger Über- beziehungsweise Fehlbeanspruchung.
Eine Osteochondrose ist degenerativ, bildet sich also nicht zurück. Deshalb steht die Behandlung ihrer Symptome im Vordergrund, um die Schmerzen der Betroffenen zu lindern und die volle Bewegungsfähigkeit des Gelenkes zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen.
Geeignet sind vorsichtige Übungen, die die Muskulatur stärken. Ihr Physiotherapeut oder Ihre Physiotherapeutin zeigt Ihnen, welche Übungen Sie zu Hause machen können, um Ihre Wirbelsäule zu entlasten.
Verursacht eine Osteochondrose lang anhaltende Schmerzen, die die Lebensqualität erheblich einschränken, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden.
Eine Osteochondrose bleibt im Anfangsstadium meist lange unerkannt. Sobald die Gelenkschädigung jedoch voranschreitet, treten meist Schmerzen auf.
Bei einer Osteochondrose an der Halswirbelsäule (HWS) wirkt folgende Übung wohltuend: Senken Sie im Sitzen oder im Stehen den Kopf, sodass das Kinn zur Kehle zeigt. Drehen Sie dann den Kopf langsam Richtung Schulter, sodass das rechte Ohr zur Schulter zeigt. Wiederholen Sie die Übung auf der linken Seite. Achten Sie darauf, dass Sie unterhalb Ihrer persönlichen Schmerzgrenze bleiben.
Bei einer Osteochondrose an der Lendenwirbelsäule (LWS) eignet sich folgende Übung: Legen Sie sich auf den Rücken und platzieren Sie die Hände unter der Lendenwirbelsäule. Stellen Sie ein Bein auf, stützen Sie sich auf die Ellenbogen und heben Sie Kopf und Schultern wenige Zentimeter nach oben.
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