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Angststörung erkennen und behandeln

Angst ist ein Zustand, den jeder Mensch empfindet. Angst macht uns wachsam und vorsichtig, die Sinne sind geschärft. Sie soll uns vor falschen Entscheidungen schützen oder aus schwierigen Situationen retten. Doch eine Angststörung stellt für Betroffene meist eine enorme Belastung dar. Lesen Sie mehr zu Angststörungen und wie sie erkannt und behandelt werden.

Was ist eine Angststörung?

Bei einer Angststörung steht die Angst der Betroffenen in keinem Verhältnis zum Auslöser oder zur vermeintlichen Bedrohung. Den meisten Menschen ist bewusst, dass ihre Reaktion unverhältnismäßig ist, sie können aber nichts gegen ihre heftige Angstreaktion unternehmen. Angststörungen müssen aber nicht immer anlassbezogen oder auf ein konkretes Objekt bezogen sein.

Welche Arten von Angststörungen gibt es?

Angststörungen lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen: Für die eine Art von Angststörungen gibt es konkrete Auslöser. Sie werden auch Phobien genannt. Für die andere Art von Angststörungen gibt es keinen konkreten Auslöser.

Welche Phobien gibt es?

Phobien lassen sich grob unterteilen in die Agoraphobie, spezifische Phobien und soziale Phobien. Diese Phobien treten am häufigsten auf.

Was ist die Agoraphobie?

Die Agoraphobie ist die Angst vor großen Flächen und vielen Menschen. Die Hauptangst liegt darin, sich der Situation und der Menschenmasse nicht entziehen zu können. Sie kann ebenso in öffentlichen Verkehrsmitteln auftreten.

Was sind spezifische Phobien?

Spezifische Phobien sind objekt- oder anlassbezogen. Zu ihnen zählen zum Beispiel die Angst vor Spinnen, Hunden oder anderen Tieren, aber auch vor Spritzen, vorm Zahnarzt oder auch Flugangst.

Was sind soziale Phobien?

Von einer sozialen Phobie spricht man bei Angst, im Mittelpunkt zu stehen und beurteilt zu werden. Menschen mit sozialen Phobien haben Angst davor, den Erwartungen anderer nicht zu entsprechen und von ihnen abgelehnt zu werden.

Welches sind Angststörungen ohne konkreten Anlass?

Zu den Angststörungen ohne konkreten Anlass zählen Panikattacken, auch Panikstörungen genannt, und generalisierte Angststörungen.

Was sind Panikattacken?

Panikattacken zählen zu den Angststörungen ohne speziellen Auslöser. Das bedeutet, dass Panikattacken plötzlich und ohne besonderen Anlass auftreten. Panikattacken können bis zu zehn Minuten andauern und heftige körperliche Reaktionen auslösen. Zu den Symptomen einer Panikattacke zählen Herzrasen, Atemnot, Erstickungsgefühle, Schwindel oder auch Schweißausbrüche.

Was ist eine generalisierte Angststörung?

Menschen mit einer generalisierten Angststörung leiden fast unaufhörlich unter Angst. Sie befürchten, dass ihnen selbst oder Menschen, die ihnen nahestehen, etwas passieren könnte.
Diese Angst nimmt ein Ausmaß an, das ihren Alltag kontrolliert. Einigen Menschen ist bewusst, dass sie sich zu viele und manchmal auch unnötige Sorgen machen.

Welche Symptome zeigen sich bei Angststörungen?

Angst ist ein wichtiger Zustand. Angst versetzt unseren Körper und Geist in Alarmbereitschaft und sorgt dafür, dass wir möglichst schnell flüchten können. Dieser Zustand der Alarmbereitschaft wird durch das Hormon Adrenalin verursacht. Die Atemfrequenz steigt, ebenso der Herzschlag. Die Sinne sind geschärft und die Umgebung wird intensiver wahrgenommen als sonst. Diese Symptome treten auch bei Angststörungen auf. Bei generalisierten Angststörungen können diese Symptome auch länger anhalten und für die Betroffenen dementsprechend belastend sein. Da Angstzustände für den Körper sehr anstrengend sind, können auch Konzentrations- oder Schlafprobleme auftreten.

Allgemeine Symptome bei Angststörungen:

  • Herzrasen (schneller Puls und kräftiger Herzschlag)
  • beschleunigte Atmung (die Atemfrequenz steigt, die Atmung wird flacher)
  • Blutdruck steigt
  • Schwitzen oder Kälteschauer
  • Mundtrockenheit
  • Übelkeit oder Bauchschmerzen
  • Taubheits- oder Kribbelgefühl

Welches sind die Ursachen einer Angststörung?

Was genau eine Angststörung auslöst, ist noch unklar. Es scheint aber Faktoren zu geben, die die Entstehung einer Angststörung begünstigen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sowohl körperliche als auch psychische Faktoren einen Einfluss haben. Einige Menschen, die von einer Angststörung betroffen sind, haben in ihrer Kindheit Trauma erlebt. Also Situationen oder Ereignisse, die die Betroffenen nicht bewältigen und verarbeiten können. Ein Trauma kann sowohl durch körperliche als auch psychische Gewalt hervorgerufen werden.

Mögliche Entstehungsfaktoren einer Angststörung:

  • Verhaltensweisen, die falsch erlernt und verinnerlicht wurden
  • ein unausgewogenes Verhältnis der Botenstoffe im Gehirn (Ungleichgewicht von Serotonin)
  • erbliche, also genetische Faktoren können eine Rolle spielen
  • Vorhandensein von psychischen oder körperlichen Erkrankungen

Sind Sie von einer Angststörung betroffen?

Es ist nicht ganz einfach, festzustellen, wo normale Angst aufhört und eine Angststörung beginnt. Jeder Mensch empfindet Angst. Bei einer Angststörung wird die Angst jedoch lebensbestimmend. Um einen Anhaltspunkt zu haben, ob Sie unter einer Angststörung leiden, können Sie unten stehenden Test nutzen.

Test Angststörungen*

Wenn Sie eine oder mehr der nachfolgenden Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten Sie das Gespräch mit einem Arzt oder einem psychologischen Psychotherapeuten suchen.

  • Ich denke mehr als die Hälfte des Tages über meine Ängste nach.
  • Ich werde durch die Ängste in meiner Lebensqualität und Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt.
  • Wegen meiner Ängste werde ich immer depressiver.
  • Wegen meiner Ängste habe ich schon Suizidgedanken gehabt.
  • Ich bekämpfe meine Ängste oft mit Alkohol, Drogen oder Beruhigungstabletten.
  • Wegen meiner Ängste ist meine Partnerschaft ernsthaft in Gefahr.
  • Wegen meiner Ängste habe ich Probleme im Beruf oder bin deswegen arbeitslos.

* (Aus der Patientenleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.)

Wie werden Angststörungen diagnostiziert?

Wenn Sie den Verdacht haben, unter einer Angststörung zu leiden, sollten Sie ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Am wichtigsten bei der Diagnose ist das Gespräch. Zur Unterstützung und Strukturierung des Gesprächs werden standardisierte Fragebögen verwendet, die es den Therapierenden ermöglichen, einzuordnen, unter welcher Angststörung Sie leiden und eventuell sogar, wie stark diese ausgeprägt ist. Nach der Auswertung des Gesprächs und der Fragebögen können die Therapierenden in der Regel beurteilen, ob ein Behandlungsbedarf besteht oder nicht.

Weitere Untersuchungen bei einer Angststörung

Angststörungen treten häufig mit weiteren psychischen oder körperlichen Erkrankungen auf. Um festzustellen, ob sich zeigende Symptome durch eine Angststörung hervorgerufen werden oder ob es körperliche Ursachen gibt, sind eventuell weitere Untersuchungen notwendig. Dazu zählen:

  • ein ausführliches Gespräch über die körperlichen Symptome und eventuelle Vorerkrankungen sowie Erkrankungen in der Familie
  • eine körperliche Untersuchung
  • Laboruntersuchungen, also eine Blutabnahme
  • ein Elektrokardiogramm (EKG)

Je nach Vorerkrankungen oder Symptomen sind möglicherweise weitere Untersuchungen notwendig, die Ihr Therapierender mit Ihnen abstimmt. Sofern bei Ihnen eine Angststörung diagnostiziert wird, werden Behandlungsmöglichkeiten und Therapieoptionen besprochen.

Wie werden Angststörungen behandelt?

Nach Ansicht von Experten sind Angststörungen im Regelfall gut zu behandeln. Hierzu können Psychotherapie und eine medikamentöse Therapie zum Einsatz kommen. Da Angststörungen sehr individuell sein können, hängt auch die Therapie von Ihrem persönlichen Krankheitsverlauf ab. In die Therapiewahl und Gestaltung fließt ebenfalls ein, welche bisherigen Erfahrungen Sie mit Therapien gemacht haben und wie schwer der Grad Ihrer Angststörung ist.

Welche Ziele verfolgt die Behandlung von Angststörungen?

Die Behandlung einer Angststörung hat nie nur ein Ziel. Vereinfacht lässt sie sich aufteilen in die zwei Ziele:

  • Rückgang der Symptome, sodass Sie Ihr seelisches Gleichgewicht wiederfinden und wieder am sozialen und beruflichen Leben teilnehmen können
  • Minimierung der Wahrscheinlichkeit, dass Sie einen Rückfall haben oder eine spätere Wiedererkrankung erleiden

Was kann passieren, wenn Angststörungen nicht behandelt werden?

Werden Angststörungen nicht behandelt, so besteht wie bei jeder Erkrankung die Gefahr, dass sie chronisch wird. Des Weiteren kann es die Therapie erschweren, wenn diese erst nach einem langen Krankheitsverlauf begonnen wird. Auch wenn eine Angststörung erfolgreich behandelt wird, ist es möglich, dass sie im weiteren Lebensverlauf erneut auftritt. Auslöser hierfür können beispielsweise traumatische Ereignisse sein.

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