Der Begriff Burnout wird von vielen Menschen benutzt, um ganz verschiedene Erkrankungen und Symptome zu beschreiben. Lesen Sie mehr zum Burnout-Syndrom, von seinen Ursachen und über Symptome, Diagnostik und Therapie.
Erstmals beschrieben wird das Burnout-Syndrom bei Menschen, die im Krankenhaus engen Patientenkontakt haben, also Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte, die ein idealistisches Überengagement an den Tag legen. Bei ihrer aufopfernden Arbeit fühlen sie sich besonders häufig ausgebrannt. Mittlerweile ist klar, dass jeder einen Burnout erleiden kann. Egal ob im Krankenhaus tätig, im Management, als Mitarbeitende, Studierende oder Menschen, die Care-Arbeit zu Hause leisten. Ein Burnout muss nicht immer das Resultat einer Überforderung im klassischen Sinn sein, also wenn die gestellten Anforderungen die eigenen Fähigkeiten übersteigen. Es kann genauso gut sein, dass es eine Überlastung ist, also nicht zu hohe Anforderungen, sondern zu viele.
Ein Burnout kann die Folge von überfordernden Lebensumständen sein. Diese können sowohl im privaten wie auch im beruflichen Bereich liegen. Im beruflichen Alltag können ständiger Zeitdruck oder Konflikte mit Kolleginnen und Kollegen, Führungspersonen oder Mitarbeitenden Ursachen für einen Burnout sein. Aber auch der Anspruch an die eigene Arbeit, Übererfüllung oder extreme Einsatzbereitschaft, die zur Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse führen, sind in manchen Fällen eine Ursache. Ebenso kann eine ständige berufliche Unterforderung zu Burnout-Symptomen führen. Viele sprechen in diesem Fall von einem Boreout. Vom englischen Wort „boredom“ für Langeweile.
Es gibt Faktoren, die die Entstehung eines Burnouts begünstigen, dazu zählen:
Langfristig führen diese Faktoren zu einem Ungleichgewicht.
Die Symptome eines Burnouts sind manchmal schwer von denen einer Depression zu unterscheiden. Beide Erkrankungen können sich in ähnlichen Symptomen äußern. Wenn Sie den Verdacht haben, unter einem Burnout zu leiden, sollten Sie ärztliche oder therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Unten stehend finden Sie die Symptome, die Hinweise auf einen Burnout sein können.
Die Symptome eines Burnouts sind das Resultat einer ständigen Überforderung oder Überlastung im beruflichen oder im privaten Bereich. Es gibt die drei Hauptsymptome:
Die Entfremdung von der ausgeführten Tätigkeit ist ein sehr deutliches Warnsignal, dass auch von Außenstehenden bemerkt werden kann. Die ausgeführte Tätigkeit wird als stressig, belastend und frustrierend empfunden. Einige Betroffene teilen dies ihrem Umfeld mit. Weiter fortschreitend distanzieren sich Betroffene immer mehr von ihren Aufgaben und Kollegen und stumpfen ab.
Das Gefühl, nach acht Stunden Schlaf nicht erholt und energielos zu sein, kann ebenfalls ein Symptom für einen Burnout sein. Betroffene sind häufig müde, können sich nur schwer oder gar nicht motivieren. Auch Pausen oder Urlaub bringen keine Erholung, die Betroffenen fühlen sich nicht nur körperlich ausgelaugt, sondern auch emotional erschöpft.
Die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sinkt. Betroffene nehmen dies zum Teil wahr. Sie sind deutlich weniger belastbar und manchmal schon mit einfachsten Entscheidungen überfordert. Die zu erfüllenden Pflichten werden nur noch als Last wahrgenommen.
Ein Burnout kann sich auch in anderen Symptomen zeigen, die allerdings nicht nur bei einem Burnout auftreten können. Alle aufgeführten Symptome treten auch bei einer hohen Stressbelastung auf und sollten als ernst zu nehmende Warnzeichen betrachtet werden. Hierzu zählen:
Bei Frauen treten besonders häufig Nackenschmerzen als Symptom eines Burnouts auf. Ebenso kann es zu verstärkten Zyklusbeschwerden oder auch Zyklusstörungen kommen.
Ein Burnout verläuft in verschiedenen Phasen, häufig ist keine klare Trennung zwischen diesen erkennbar. Es kann auch sein, dass Stadien übersprungen und ausgelassen werden.
Anders als vielleicht angenommen beginnt ein Burnout typischerweise nicht mit Erschöpfung und verminderter Leistungsfähigkeit. Das Gegenteil ist der Fall. Ein Burnout beginnt meist damit, dass sich Betroffene überengagieren. Sie vergraben sich in ihre Arbeit, nehmen sich keine oder kaum Zeit für sich selbst und stellen ihren Beruf in den Mittelpunkt ihres Lebens. Häufig führt dies zu einer Hyperaktivität. Das bedeutet, dass Betroffene nicht still sitzen können, gehetzt wirken oder unfähig sind, sich zu entspannen. Angehörige, Vorgesetzte und Kollegen sind durchaus in der Lage, diese Warnzeichen für einen Burnout zu registrieren, und sollten diese dem Betroffenen gegenüber ansprechen.
Das in der ersten Phase des Burnouts an den Tag gelegte Engagement lässt in der folgenden zweiten Phase stark nach. Die zweite Phase ist geprägt von Desorganisation, Unsicherheit, Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, einem Abflachen des Engagements – sowohl im beruflichen wie auch im privaten Bereich. Betroffene sind schnell gereizt und reagieren aufbrausend. Der Freundes- und Bekanntenkreis erlebt oft einen Rückzug der Betroffenen. Freundschaften und Kontakte werden vernachlässigt, ebenso Hobbys, Familie oder der Partner.
Während des dritten Stadiums beginnen Betroffene häufig, sich um sich selbst zu drehen. Sie entwickeln eine Gleichgültigkeit gegenüber ihren Mitmenschen und vermeiden soziale Kontakte. In dieser Phase kann es auch zu einem verstärkten Alkohol-, Nikotin- oder Medikamentengebrauch kommen.
In der vierten Phase treten die durch den Stress verursachten körperlichen Symptome in den Vordergrund. Das Immunsystem ist geschwächt und die Infektanfälligkeit steigt. Muskelverspannungen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Schwindel, Schlafstörungen sind mögliche Beschwerden. Ebenso können auch Probleme bei der Verdauung, wie Durchfall, Verstopfung, Magenschmerzen oder Sodbrennen, auftreten.
Im fünften Stadium eines Burnouts zeigen Betroffene deutliche Zeichen einer Depression. Dieses Stadium ist geprägt von Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit. Betroffene haben das Gefühl, keine Freude mehr empfinden zu können. Es kann zu Suizidgedanken und sogar -handlungen kommen. Sollten Sie diese Anzeichen an sich oder anderen Personen erkennen, nehmen Sie sofort Kontakt zu Hilfsangeboten auf, verständigen Sie den Rettungsdienst oder suchen Sie eine Notaufnahme auf.
Bei Verdacht auf einen Burnout ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt ein guter erster Ansprechpartner. Er kann Sie zunächst krankschreiben, auch wenn er noch keine eindeutige Diagnose stellen kann. Hierfür werden Sie dann an eine psychologische, psychotherapeutische oder psychiatrische Praxis überwiesen. Für die Diagnostik selbst werden häufig standardisierte Fragebögen verwendet, um festzustellen, wie schwer Sie erkrankt sind, oder um andere psychische Erkrankungen auszuschließen. Auch körperliche Erkrankungen müssen als Ursache für Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Herzrasen, Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme ausgeschlossen werden. Je nachdem, welche Symptome Sie haben, sind dementsprechend unterschiedliche Untersuchungen notwendig. Dazu können beispielsweise Blutuntersuchungen, bildgebende Verfahren wie MRT, CT oder Ultraschall oder ein EKG zählen.
Die Dauer und Art der Behandlung eines Burnouts kann von wenigen Wochen und Therapiesitzungen bei leichten Fällen über mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern. Sie richtet sich nach dem Grad der Erkrankung und ist stark von persönlichen Erfahrungen und individuellen Bedürfnissen abhängig. Eventuell auftretende Begleiterkrankungen wie eine Depression oder eine Angststörung müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Die Therapie hat meist eine Lebensstiländerung zum Ziel. Während der Therapie erlernen Betroffene Entspannungs- und Strukturierungsmuster, die ihnen helfen sollen, nicht mehr in alte, ungesunde Muster zurückzufallen. Hierzu zählen beispielsweise:
Das Erlernen von Entspannungstechniken hilft, um dem Stress, der am Arbeitsplatz, bei der Care-Arbeit oder im Privatleben entsteht, zu begegnen. Sie lernen ebenfalls Anspannung bewusst wahrzunehmen und welche Faktoren und Situationen bei Ihnen Stress auslösen können. Hier finden Sie Achtsamkeitsübungen, die ein gutes Hilfsmittel sein können.
Stress entsteht in Ihrem Leben beinahe unvermeidbar, doch eine gute Organisation und Struktur sowie Zeitmanagement können helfen, den Stress zu minimieren. Dazu zählt, ebenfalls zu lernen, mit stressigen Situationen umzugehen.
Indem Sie über Probleme am Arbeitsplatz oder im Berufsleben sprechen, ergeben sich häufig neue Perspektiven. Besonders geschulte Fachkräfte helfen, Probleme zu identifizieren, und geben Ihnen die Unterstützung, die Sie brauchen, um Ihre Probleme selbst zu lösen.
Ob überhaupt Medikamente zum Einsatz kommen und welche, ist immer die Entscheidung der Behandelnden und von Ihrer Erkrankung abhängig. Antidepressiva können für einige Betroffene eine sinnvolle Therapieergänzung sein, anderen könnten sie mehr schaden als helfen.
Die Frage, ob ein Burnout verhindert werden kann, ist nur schwer zu beantworten. Aber es liegt in Ihrer Hand, die Risikofaktoren zu minimieren. Zum Einsatz kommen die gleichen Strategien, die auch bei der Behandlung eines Burnouts angewendet werden. Regelmäßige Entspannung und Erholung sind sehr wichtig. Ebenso wichtig ist aber auch, sich mit der eigenen aktuellen privaten und beruflichen Situation auseinanderzusetzen. Sie können versuchen, diese Reflexion selbst durchzuführen. Wenn Sie damit überfordert sind, könnte therapeutische Unterstützung hilfreich sein. In sozialen Berufen wird eine regelmäßige Supervision empfohlen. Hier wird über herausfordernde Situationen und Umstände im Arbeitsleben gesprochen und reflektiert.
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