Der Begriff Diabetes mellitus wird übergreifend für verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels verwendet, die einen erhöhten Blutzuckerspiegel zur Folge haben. Gründe hierfür können sein, dass die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin produziert oder der Körper dieses nicht richtig nutzen kann. In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über die verschiedenen Diabetes-Typen sowie mögliche Behandlungsansätze.
Ein Diabetes mellitus geht – unabhängig davon, ob Typ 1 oder Typ 2 – mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel einher. Dabei spielt das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und für die Regulation des Zuckerstoffwechsels verantwortlich ist, eine wesentliche Rolle. Insulin sorgt dafür, dass Zucker in die Zellen gelangt, wo er als Energiequelle genutzt und verbraucht wird. Ist dieser Prozess gestört, verbleibt der Zucker im Blut und sammelt sich dort an. Langfristig kann dies verschiedene Organe schädigen, darunter das Herz, die Nieren und die Augen. Die beiden häufigsten Diabetes-Formen sind Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2.
Sie unterscheiden sich in erster Linie in ihren Ursachen und dem Krankheitsverlauf:
Im Falle eines Diabetes mellitus Typ 1 produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin. Ursächlich dafür ist fast immer eine Reaktion des eigenen Immunsystems. So greifen dessen Abwehrzellen fälschlicherweise die sogenannten Betazellen der Bauchspeicheldrüse an, die das Hormon Insulin herstellen. Die Folge: Mit der Zeit werden die Zellen so stark geschädigt, dass sie nur noch wenig bis gar kein Insulin mehr bilden können. Es ist bekannt, dass eine genetische Veranlagung das Erkrankungsrisiko erhöht. Welche Rolle weitere Risikofaktoren wie Infektionen oder Umwelteinflüsse dabei spielen, ist bisher unklar.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts leben derzeit etwa 373.000 Menschen in Deutschland mit Diabetes mellitus Typ 1. Rund 32.000 davon sind Kinder und Jugendliche. Jährlich erkranken ungefähr 4.100 Kinder und Jugendliche neu an Typ-1-Diabetes. Die Neuerkrankungsrate ist bei den 7- bis 13-Jährigen am höchsten, wobei Jungen häufiger erkranken als Mädchen.
Diabetes mellitus Typ 2 ist die mit großem Abstand häufigere Diabetes-Form. Dem Robert Koch-Institut zufolge sind in Deutschland etwa sieben Millionen Menschen daran erkrankt. Zusätzlich wird vermutet, dass etwa 1,3 Millionen Menschen mit einem unerkannten Diabetes leben. Diese Diabetes-Form tritt vor allem im höheren Alter auf, denn ab einem Alter von ungefähr 50 Jahren nimmt die Erkrankungsrate stark zu. Im Alter von 75 bis 85 Jahren erreicht sie ihre stärkste Ausprägung. Dennoch erkranken auch immer mehr Kinder und Jugendliche an Diabetes mellitus Typ 2.
Bei Diabetes mellitus Typ 2 produziert die Bauchspeicheldrüse nur noch wenig Insulin und die Körperzellen sprechen darauf nur noch schlecht an. Man spricht dann auch von einer Insulinresistenz oder verminderten Insulinsensitivität. Die Ursachen für einen Diabetes mellitus Typ 2 sind vielfältig: Neben einer familiären Veranlagung spielt insbesondere der Lebensstil eine wichtige Rolle. So erhöhen beispielsweise Übergewicht und Bewegungsmangel das Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, enorm. Auch Gewohnheiten wie Rauchen oder die Einnahme bestimmter Medikamente, die den Zuckerstoffwechsel negativ beeinflussen, können einen Diabetes Typ 2 begünstigen.
Liegt eine Erkrankung an Diabetes mellitus vor, sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht. Betroffene merken dies oft nicht von Anfang an. Mit der Zeit treten jedoch zunehmend Symptome auf, die geprüft werden sollten: Ein Diabetes Typ 1 geht oft mit einer ungewöhnlich schnellen Gewichtsabnahme einher, weil der Zucker von den Körperzellen nicht mehr zur Energiegewinnung herangezogen werden kann. Stattdessen muss der Körper seinen Energiebedarf aus Körperfett und Eiweißen decken, deren Speicher bald erschöpft sind. Typisch ist auch starker Durst. Da die Niere versucht, den überschüssigen Zucker mit dem Urin auszuscheiden, entzieht sie dem Körper viel Wasser.
Diabetes mellitus Typ 2 hingegen entwickelt sich in der Regel über mehrere Jahre schleichend. Die Symptome sind ähnlich, aber oft nicht so extrem ausgeprägt wie bei einem Diabetes mellitus Typ 1. Liegt ein sehr hoher Blutzuckerspiegel vor, kann dieser auch zu Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen. Letzteres wird auch als diabetisches Koma bezeichnet.
Ein erhöhter Blutzuckerspiegel ist gefährlich, denn: Stark erhöhte Werte können in kurzer Zeit zu lebensbedrohlichen Zuständen wie einem diabetischen Koma führen. Moderat erhöhte Werte greifen langfristig die Blutgefäße an und können schwere Schäden an Organen wie Herz, Nieren, Augen und Nerven hinterlassen. Ein Diabetes mellitus muss deshalb immer behandelt werden. Das Therapieziel ist, den Blutzuckerspiegel auf ein normales Niveau zu bringen. Der Langzeitwert HbA1c, welcher Aufschluss über die durchschnittlichen Blutzuckerwerte der letzten zwei bis drei Monate gibt, sollte 6,5 Prozent nicht überschreiten.
Diabetes mellitus Typ 1 erfordert eine lebenslange Insulintherapie. In einer Diabetes-Schulung lernen Betroffene, den Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln zu schätzen, regelmäßig den Blutzuckerwert zu messen und sich die richtige Menge des fehlenden Insulins zu spritzen.
Bei Diabetes mellitus Typ 2 lässt sich der Blutzuckerspiegel oft bereits mit einer konsequenten Änderung des Lebensstils in den Griff bekommen. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit reduziertem Zucker- und Fettgehalt sowie regelmäßige körperliche Bewegung können die Insulinresistenz verringern und den Blutzuckerspiegel regulieren. Reichen diese Maßnahmen jedoch nicht aus, lässt sich medikamentös zusätzlich die Insulinempfindlichkeit verbessern oder der Zuckerstoffwechsel der Leber anpassen. In fortgeschrittenen Fällen kann auch eine Insulintherapie erforderlich sein.
Typ 1 und 2 im Überblick | |
Häufigkeit |
Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes mellitus Typ 2 |
Pathophysiologie (krankhaft veränderte Körperfunktionen) |
Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes mellitus Typ 2 |
Ursachen |
Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes mellitus Typ 2 |
Häufigstes Erkrankungsalter |
Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes mellitus Typ 2 |
Therapie |
Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes mellitus Typ 2 |
Typ 1 und 2 im Überblick:
Häufigkeit
Diabetes mellitus Typ 1
Ca. 373.000 Menschen in Deutschland
Diabetes mellitus Typ 2
Ca. 7 Millionen Menschen in Deutschland
Pathophysiologie (krankhaft veränderte Körperfunktionen)
Diabetes mellitus Typ 1
Insulinmangel, weil die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin produziert.
Diabetes mellitus Typ 2
Insulinresistenz, bei der die Körperzellen nicht mehr auf das Insulin ansprechen.
Ursachen
Diabetes mellitus Typ 1
Abwehrzellen des Immunsystems zerstören fälschlicherweise die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse.
Diabetes mellitus Typ 2
Erbliche Veranlagung, ungesunder Lebensstil (zum Beispiel ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung)
Häufigstes Erkrankungsalter
Diabetes mellitus Typ 1
Meist im Jugendalter zwischen 11 und 13 Jahren
Diabetes mellitus Typ 2
Meist im Erwachsenenalter ab etwa 45 Jahren
Therapie
Diabetes mellitus Typ 1
Lebenslange Therapie mit Insulin
Diabetes mellitus Typ 2
Konsequente Umstellung des Lebensstils, gegebenenfalls Tabletten, Insulin
Die Erkrankung Diabetes mellitus kann den Alltag stark verändern, denn plötzlich wird jeder Tag von der Überwachung des Blutzuckerspiegels, der Anpassung von Mahlzeiten oder der regelmäßigen Medikamenteneinnahme bestimmt. Dennoch ermöglichen eine gute Therapie und ein bewusster Umgang mit der Erkrankung vielen Betroffenen, ein weitgehend normales Leben zu führen.
Menschen mit Diabetes mellitus können mit einer vollwertigen Ernährung den Verlauf ihrer Erkrankung positiv beeinflussen. Eine vollwertige, pflanzenbetonte Ernährung nach den 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, reichlich Gemüse und Obst, pflanzlichen Ölen und manchmal magerem Fleisch oder fettem Fisch hilft, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und mögliche Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Betroffene sollten Lebensmittel meiden oder einschränken, die den Blutzucker schnell in die Höhe treiben. Beispielsweise sind zum Frühstück Weißbrot, süße Müslis und Aufstriche wie Marmelade, Honig oder Nuss-Nougat-Cremes nicht empfehlenswert. Ein optimales Frühstück könnte aus Haferflocken mit ungesüßtem Joghurt, Beeren und Nüssen bestehen, da diese Lebensmittel den Blutzucker vergleichsweise langsamer ansteigen lassen. Wer es lieber herzhaft mag, kann auch zu Vollkornbrot mit Avocado oder fettarmem Käse und Geflügelwurst greifen.
Zum Abendessen eignen sich beispielsweise gegrillter Fisch oder mageres Fleisch mit einer Beilage aus gedünstetem Gemüse und einem Teil Vollkornprodukten wie Quinoa oder Vollkornreis. Salate mit Avocado, Olivenöl und Nüssen bieten ebenfalls eine gute Kombination aus gesunden Fetten und Ballaststoffen.
Menschen mit Diabetes können in bestimmten Fällen ihre Erkrankung als Behinderung anerkennen lassen und sogenannte Nachteilsausgleiche erhalten. Der Grad der Behinderung (GdB) wird von einem Amtsarzt auf Grundlage der Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV) ermittelt und liegt zwischen 0 (keine Beeinträchtigung der Lebensführung) und 50 (starke Beeinträchtigung der Lebensführung). Einen Schwerbehindertenausweis erhalten Menschen mit Diabetes bei einem GdB von mindestens 50, für den folgende Voraussetzungen erfüllt sein müssen:
Der Hauptunterschied zwischen Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 liegt in der Ursache: Bei Typ 1 produziert der Körper kein Insulin, da die insulinproduzierenden Zellen durch Abwehrzellen des Immunsystems zerstört werden. Bei einem Typ 2 besteht eine Insulinresistenz, das heißt, der Körper produziert zwar Insulin, kann es aber nicht richtig nutzen.
Ob man Diabetes Typ 1 oder Typ 2 hat, erkennt man oft an der Art und Weise, wie die Symptome beginnen. Typ 1 tritt häufig plötzlich im jungen Alter auf, oft begleitet von starkem Gewichtsverlust. Typ 2 entwickelt sich schleichend, meist im höheren Alter und oft bei Übergewicht. Bluttests zur Insulinproduktion klären den Typ ab.
Ein Typ-1-Diabetiker leidet an einer Stoffwechselerkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse nicht genug bis gar kein Insulin mehr produziert. Betroffene müssen Insulin lebenslang von außen zuführen, um ihren Blutzuckerspiegel zu senken und lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden.
Ein Typ-2-Diabetiker leidet an einer Stoffwechselerkrankung, bei der die Körperzellen nicht mehr richtig auf Insulin reagieren (Insulinresistenz) und zeitgleich die Ausschüttung von Insulin abnimmt. Dies führt zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel. Typ-2-Diabetes entwickelt sich oft durch einen ungesunden Lebensstil und lässt sich häufig durch eine Ernährungsumstellung, Bewegung und Medikamente behandeln.
Diabetes mellitus Typ 2 ist gefährlich, weil ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel Organe wie Herz, Nieren, Augen und Nerven schädigen kann. Unbehandelt erhöht er deshalb das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenversagen.
Diabetes mellitus Typ 1 beginnt oft abrupt in jüngeren Lebensjahren. Betroffene haben oft starken Durst, müssen häufig zur Toilette und nehmen ungewöhnlich schnell an Gewicht ab. Diabetes mellitus Typ 2 hingegen entwickelt sich in der Regel über mehrere Jahre schleichend.
Diabetes mellitus Typ 1 erfordert eine lebenslange Insulintherapie. Bei Diabetes mellitus Typ 2 hingegen steht zunächst eine Änderung des Lebensstils im Vordergrund. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, lässt sich mit Medikamenten, sogenannten Antidiabetika, zusätzlich die Insulinempfindlichkeit verbessern oder der Zuckerstoffwechsel der Leber anpassen.
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