Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die sich mit Beschwerden in verschiedenen Körperregionen äußert. Leitsymptom des Krankheitsbildes sind Schmerzen in den tiefliegenden Muskeln. Obwohl eine Fibromyalgie nicht lebensgefährlich ist, kann sie den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. In diesem Artikel lesen Sie, was Fibromyalgie ist und wie sie behandelt wird.
Bei der Fibromyalgie handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die sich mit Beschwerden in verschiedenen Körperregionen äußert. Charakteristisch sind Schmerzen, die in den tiefliegenden Muskelregionen auftreten und sich wie eine Zerrung oder ein sehr starker Muskelkater anfühlen. Denn anders als beispielsweise bei Rheuma befällt die Fibromyalgie keine Gelenke, sondern tritt in den umliegenden Bereichen auf: den Muskeln, dem Bereich um die Sehnenansätze und dem angrenzenden Bindegewebe. Der Begriff „Fibromyalgie“ bedeutet wörtlich übersetzt auch „Muskelfaserschmerz“. Auch die veraltete umgangssprachliche Bezeichnung „Weichteilrheuma“ zielte darauf ab.
In Deutschland sind zwischen einem und fünf Prozent der Erwachsenen an Fibromyalgie erkrankt, Frauen deutlich häufiger als Männer. Da die Erkrankung jedoch schwierig zu diagnostizieren ist, liegt die Dunkelziffer vermutlich höher. Fibromyalgie wird meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr erkannt, aber auch Kinder, Jugendliche und jüngere Erwachsene können betroffen sein.
Leitsymptom des Krankheitsbildes sind chronische, tiefliegende Schmerzen, die in unterschiedlichen Körperregionen unterschiedlich stark auftreten können. Schmerzen im ganzen Körper beeinträchtigen den Alltag und damit die Lebensqualität stark. Bereits einfache Tätigkeiten sind anstrengend und wirken sich auf die Belastbarkeit der Betroffenen aus.
Hinzu kommt, dass Fibromyalgie in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt ist. Das hat zur Folge, dass Betroffene sowohl im familiären als auch im beruflichen Umfeld oft auf Unverständnis stoßen. Da die Erkrankung auch äußerlich nicht sichtbar ist, werden die Beschwerden mitunter unterschätzt oder als „übertrieben“ abgetan. Das ist für Betroffene oftmals schwer zu verkraften und kann Gefühle des Versagens hervorrufen.
Muskelschmerzen sind oft nur ein Teil des Krankheitsbildes. Viele Betroffene klagen zusätzlich über eine Vielzahl weiterer Begleitsymptome, zum Beispiel:
Um der Vielzahl an unterschiedlichen Symptomen gerecht zu werden, wird in der Fachsprache für die Erkrankung auch der Begriff Fibromyalgie-Syndrom (FMS) verwendet.
Warum manche Menschen an Fibromyalgie erkranken, ist bis heute nicht bekannt. Man weiß zwar, dass bei Betroffenen die Schmerzverarbeitung im Gehirn gestört ist und sie deshalb bereits schwache Reize als schmerzhaft wahrnehmen. Warum dies aber so ist, weiß man nicht. Forscherinnern und Forscher vom Uniklinikum Würzburg haben vor einigen Jahren außerdem entdeckt, dass bei Patientinnen und Patienten mit FMS die auch als „small fibres“ bezeichneten kleinkalibrigen schmerzleitenden Nervenfasern geschädigt sind. Es ist aber unklar, ob diese Schädigung zur Entstehung einer Fibromyalgie beitragen oder umgekehrt Folgen des FMS sind. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen darüber hinaus davon aus, dass negativer Stress, belastende Erlebnisse in der Vergangenheit, zu wenig körperliche Aktivität, Rauchen oder Übergewicht das Auftreten begünstigen. Fibromyalgie kann auch als sogenannte Sekundärerkrankung infolge einer anderen Erkrankung auftreten, etwa der rheumatoiden Arthritis.
Folgende Faktoren können die Entstehung der Fibromyalgie begünstigen oder gemeinsam mit ihr auftreten:
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen
Erbliche Veranlagung
Vitamin-D-Mangel
Rauchen
Übergewicht
Mangelnde körperliche Aktivität
belastende Erlebnisse
Depressive Störungen
Es dauert oft mehrere Jahre, bis Fibromyalgie-Betroffene die richtige Diagnose erhalten. Das hat viele Gründe: Erstens können Schmerzen unzählige Ursachen haben, von muskulären Verspannungen, Zerrungen bis hin zu anderen Erkrankungen. Fibromyalgie wird zum Beispiel häufig mit dem Myofaszialen Schmerzsyndrom (MSS) verwechselt. Starke Schmerzen im Bewegungsapparat sind dabei das wichtigste Merkmal, die bei MSS im Gegensatz zur Fibromyalgie aber nur lokal begrenzt auftreten.
Zweitens gibt es keine diagnostischen Marker, denn im Blutbild zeigen sich keine Entzündungswerte wie etwa bei Rheuma. Bildgebende Verfahren offenbaren keine Abnutzungserscheinungen wie bei Arthrose. Da sind Fehldiagnosen und Fehlinterpretationen vorprogrammiert: Nicht selten machen Betroffene die Erfahrung, dass ihre Beschwerden nicht ernst genommen oder als psychosomatisch abgetan werden. Oft wird Fibromyalgie deshalb erst in einer spezialisierten rheumatologischen oder schmerzmedizinischen Praxis erkannt.
Die Diagnose wird deshalb in erster Linie durch Ausschluss anderer Krankheiten und die Beurteilung der vorliegenden Symptome gestellt. Dazu ist zunächst ein ausführliches Anamnese-Gespräch zwischen Arzt und Patient und eine körperliche Untersuchung notwendig. Zusätzlich werden die aktuellen Diagnosekriterien des American College of Rheumatology (ACR) abgefragt. Demnach könnte es sich um Fibromyalgie handeln, wenn über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten vor der Untersuchung Schmerzen in mindestens 7 von 19 festgelegten Körperbereichen aufgetreten sind. Dazu gehören die Brust, der Bauch, der Rücken, der Kiefer, die Schultern, Ober- und Unterarme, die Hüften, Ober- und Unterschenkel – jeweils auf beiden Körperseiten. Zudem wird das Vorhandensein weiterer Symptome einbezogen, darunter die Schwere der Müdigkeit, der Anteil des unerholsamen Schlafes und Probleme mit der Merkfähigkeit.
Fibromyalgie ist aktuell nicht heilbar, aber gut behandelbar. In der Therapie geht es vor allem darum, die Symptome zurückzudrängen und die Lebensqualität der Betroffenen wiederherzustellen. Dazu gehört vor allem, die Patientinnen und Patienten zu therapeutischem Training beziehungsweise leichtem Sport zu ermutigen. Studien zeigen nämlich, dass Bewegung das Wohlbefinden verbessert, den Körper stärkt und Schmerzen lindern kann.
Schmerzmittel helfen bei Fibromyalgie nur begrenzt. Bei den wenigen Medikamenten, die sich bei Fibromyalgie bewährt haben, übersteigt das Risiko für Nebenwirkungen den eigentlichen Nutzen. Patientinnen und Patienten sollten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin daher gut abwägen, ob die Einnahme von Medikamenten trotzdem sinnvoll sein kann – zum Beispiel unterstützend über einen begrenzten Zeitraum.
Ziel ist es, dass Betroffene mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin einen Weg finden, im Alltag besser mit ihren Schmerzen und den weiteren Beschwerden zurechtzukommen. Die meisten Fibromyalgie-Patientinnen und -patienten profitieren von einem ganzheitlichen Behandlungskonzept, das individuell zusammengestellt wird. Zum Behandlungsprogramm gehören meist eine Bewegungstherapie, Wärmeanwendungen, Entspannungsverfahren und, falls notwendig, Psychotherapie. Auch Patientenschulungen können dabei helfen, die Erkrankung besser zu verstehen, Bewältigungsstrategien zu erlernen und den Umgang mit Stress zu verbessern. So sind beispielsweise Achtsamkeitsübungen, autogenes Training, Meditation und Selbsthypnose sowie Bewegungsmeditation in Form von Yoga, Pilates, Tai-Chi und Qi-Gong zu empfehlen. Auch Wärmeanwendungen, insbesondere Thermalbäder, werden von vielen Menschen mit Fibromyalgie als angenehm empfunden. Manchen tun Saunagänge oder sanfte Massagen gut.
Schmerzpatientinnen und -patienten neigen mitunter dazu, körperliche Bewegung zu vermeiden. Doch das ist falsch und nicht förderlich: Schonung und Ruhe haben für die meisten Fibromyalgie-Patienten mehr negative als positive Folgen. Neben Bewegungstherapien wie Physio-, Ergo- oder Hydrotherapie sind auch gelenkschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking, Skilanglauf oder Kräftigungsübungen gut geeignet – bezüglich Intensität und Häufigkeit immer individuell angepasst. High-Impact-Sportarten mit hohen Belastungen sollten unbedingt vermieden werden.
Obwohl Fibromyalgie im Jahr 2014 von der Weltgesundheitsorganisation WHO als eigenständige Krankheit anerkannt wurde, haben es Betroffene noch immer schwer, ihre Rechte und Ansprüche geltend zu machen. So wird Betroffenen meist kein Pflegegrad genehmigt, obwohl die Erkrankung den Alltag stark einschränken kann. Auch Anträge auf Erwerbsminderungsrente werden oft abgelehnt. Dies wird meist damit begründet, dass die Beschwerden nur zeitweise auftreten. Eine größere Chance haben Betroffene, wenn zu der Fibromyalgie noch weitere gesundheitliche Probleme hinzukommen. Das können neben körperlichen Erkrankungen wie Rheuma auch psychische Beschwerden wie schwere Depressionen sein.
Fibromyalgie-Patientinnen und -patienten haben bei ausgeprägten Beeinträchtigungen Anspruch auf eine Rehabilitation (kurz: Reha). Patientinnen und Patienten erhalten dort eine engmaschige Betreuung, bei der sie unter fachlicher Anleitung körperlich trainieren und Ernährungstipps erhalten können. Sie bietet darüber hinaus die Möglichkeit, dass die medikamentöse Therapie angepasst wird. Ein Aufenthalt in einer Rehaklinik kann Betroffene auch dabei unterstützen, den Alltag besser zu meistern und so die Erwerbsfähigkeit zu erhalten.
Die erste Anlaufstelle bei Beschwerden, die auf eine Fibromyalgie hindeuten, ist meist die hausärztliche Praxis. Da die Erkrankung schwer zu erkennen ist, wird sie aber häufig erst in einer spezialisierten rheumatologischen oder schmerzmedizinischen Praxis diagnostiziert.
Nein, Fibromyalgie ist keine Autoimmunerkrankung, denn sie verursacht nicht die charakteristischen Entzündungen oder Schäden am Gewebe. Stattdessen handelt es sich um ein chronisches Schmerzsyndrom, das vermutlich durch eine gestörte Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem ausgelöst wird. Die genauen Ursachen sind noch unklar.
Kurzfristig können sanfte Bewegungen, Entspannungstechniken und Wärme helfen. Medikamente wie Schmerzmittel oder Antidepressiva können ebenfalls vorübergehende Erleichterung verschaffen, sollten aber ärztlich überwacht werden.
Die genaue Ursache von Fibromyalgie ist unklar, aber man vermutet, dass eine gestörte Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem eine Rolle spielt. Auslöser können körperlicher oder emotionaler Stress, Infektionen oder Verletzungen sein. Auch genetische Veranlagungen und Schlafstörungen können das Risiko erhöhen, an Fibromyalgie zu erkranken.
Fibromyalgie erkennt man an weit verbreiteten, chronischen Schmerzen in Muskeln und Gelenken, oft begleitet von Erschöpfung, Schlafstörungen und Konzentrationsproblemen. Weitere Anzeichen sind empfindliche Schmerzpunkte am Körper, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden. Da die Symptome unspezifisch sind, wird die Diagnose meist durch den Ausschluss anderer Erkrankungen gestellt.
Die Ernährung spielt bei der Entstehung der Krankheit keine direkte Rolle, kann aber die Symptome beeinflussen. Eine ausgewogene Ernährung reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann das allgemeine Wohlbefinden fördern. Einige Betroffene berichten, dass bestimmte Lebensmittel wie Zucker oder Alkohol ihre Schmerzen verstärken.
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